Peter Weinzierl, Exchef der Meinl Bank, wurde in London wegen des Verdachts der Geldwäsche verhaftet. Wird er an die USA ausgeliefert, droht ihm eine langjährige Haftstrafe.
Als er den ehemaligen Flughafen der Royal Air Force Biggin Hill mit seinem Privatjet anfliegt, ahnt Peter Weinzierl noch nicht, dass er London nicht mehr verlassen wird. Eigentlich wollte der langjährige Chef der untergegangenen Meinl Bank an diesem Maitag im Jahr 2021 nur kurz zu einem Geschäftsessen fliegen. Doch nach der Landung wird er noch im Flieger verhaftet.
Erst danach veröffentlichten die US-Behörden die bis dahin geheim gehaltene Anklageschrift, das sogenannte Indictment. Demnach soll Weinzierl dem brasilianischen Bauunternehmen Odebrecht dabei geholfen haben, Bestechungsgelder zu zahlen, um Aufträge in aller Welt an Land zu ziehen. Die US-Staatsanwaltschaft behauptet, der Bankier und ein weiterer ehemaliger Meinl-Mitarbeiter hätten geholfen, etwa 170 Millionen Dollar (163 Millionen Euro) über die Bank auf Offshorekonten zu verschieben.
Seit eineinhalb Jahren sitzt der 57-Jährige in London fest und kämpft gegen seine von den USA verlangte Auslieferung wegen des Verdachts der Geldwäsche. Gegen eine Kaution in Höhe von vier Millionen Pfund und unter strengen Auflagen kam er inzwischen frei. Doch seine bescheidene Wohnung in London darf er von Mitternacht bis sieben Uhr in der Früh nicht verlassen. Kontrolliert wird das mittels seiner Fußfessel. Auch dreimal die Woche Meldung bei einer Polizeistation ist Pflicht. Seinen Pass sowie seinen Pilotenschein musste er abgeben. Und in die Nähe eines Flughafens darf er erst recht nicht.
Aussage zu Russen-Geschäften?
So ist er zum Warten verdonnert. Mehr als ein Jahr kommt es zu keiner Verhandlung. Erst im Sommer fand eine Anhörung vor dem Westminster Magistrates' Court statt. Die vier Tage hatten es in sich.