Coudenhove-Kalergi

Gedankengut, das die Europäische Union zersetzt

R.Coudenhove-Kalergi / Foto 1949
R.Coudenhove-Kalergi / Foto 1949Paul Almasy / akg-images / pictu
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Die Europäische Union korrodiert an jenem zersetzenden Gedankengut, dem sich schon vor 100 Jahren der Paneuropa-Gründer entgegenstellte.

Was für eine Freude hätte es für Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi bedeutet, wäre ihm vergönnt gewesen den Fall der Berliner Mauer, den Abbau des Eisernen Vorhangs mitzuerleben. Seine Paneuropabewegung hat nicht zufällig 1989 mit einem Picknick an der österreichisch-ungarischen Grenze den Startschuss dafür gegeben. Das war das Modell, das er mit seinem Manifest vorantreiben wollte, das vor genau 100 Jahren in dieser Zeitung erschien: ein friedlicher Zusammenschluss Europas, in dem nationale Grenzen an Bedeutung verlieren. Das vereinte Europa sollte eine Macht zwischen den USA und Sowjetrussland werden – ausgleichend, tolerant, stabil.

Heute wäre er verstört, was aus seiner Idee geworden ist. Zwar gibt es die Europäische Union, deren Geschichte auf seinen Ideen fußt. Aber in den vergangenen Jahrzehnten sind all die zersetzenden Kräfte wachgeküsst worden, vor denen der Kosmopolit gewarnt hatte. Jetzt korrodieren sie den Zusammenhalt. In Polen, Ungarn und Italien haben nationalistische Kräfte die Regierung erobert, die von Brüssel Geld einfordern, im Gegenzug jede Solidarität verweigern. Populisten liebäugeln in weiteren Ländern mit der Wiedereinführung von Grenzkontrollen und Ausgrenzung anderer Europäer. Und Verschwörungstheoretiker verunglimpfen so wie damals alle jene, die für ein Nebeneinander europäischer Kulturen eintreten.

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