Gesundheit

Gelber Mutter-Kind-Pass wird zu digitalem Eltern-Kind-Pass

IMAGO/SEPA.Media
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Der Pass wird um Leistungen, wie eine psychosoziale Beratung und ein weiteres Hebammengespräch, erweitert. Zuletzt entflammte ein Konflikt zwischen Ärztekammer und Sozialversicherung um zu niedrige Tarife.

Der Mutter-Kind-Pass wird reformiert. Das 1974 eingeführte gelbe Büchlein wird einerseits umbenannt und in seinen Leistungen erweitert und anderseits digitalisiert. Der neue Eltern-Kind-Pass soll 2024 kommen. Gleichzeitig wird auch der zuletzt entflammte Konflikt der Ärztekammer mit der Sozialversicherung wegen der aus Sicht der Ärztinnen und Ärzte zu niedrigen Tarife für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen gelöst. Er wird mehr Geld geben, kündigte die Regierung am Mittwoch an.

Der Mutter-Kind-Pass ist fast 50 Jahre alt und hat erheblich dazu beigetragen, die Säuglingssterblichkeit in Österreich zu reduzieren. In Österreich werden jährlich rund 80.000 Kinder geboren, 50.000 davon sind Erstgeburten. Die im Mutter-Kind-Pass vorgeschrieben Untersuchungen sind verpflichtend, um das Kinderbetreuungsgeld vollständig zu erhalten. Diese Leistungen werden künftig um eine psychosoziale Beratung, ein weiteres Hebammengespräch, eine zusätzliche Ultraschall-Untersuchung und ein zusätzliches Hörscreening für Neugeborene erweitert.

Auch das Angebot einer Elternberatung sowie einer Ernährungs- und Gesundheitsberatung werden aufgenommen. Das kündigten Frauen- und Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) im Pressefoyer nach dem Ministerrat an.

Digitalisierung startet 2023

Zudem wird der Pass digitalisiert und die zuständigen Ministerien in einem eigenen System vernetzt, ergänzte Digitalisierung-Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP). Für die Digitalisierung sind einmalig zehn Millionen Euro aus EU-Mitteln vorgesehen. Die Arbeiten dazu starten im kommenden Jahr. Mit der Digitalisierung soll die Dokumentation der Untersuchungsergebnisse deutlich verbessert werden. So können Befunde zwischen behandelnden Ärztinnen und Ärzten und Hebammen in elektronischer Form leichter weitergegeben werden.

Die Digitalisierung verbessert auch die Absicherung bei einem Verlust des Passes. Der Mutter-Kind-Pass steht in Österreich bisher nur in Papierform zur Verfügung. Geht er verloren, müssen die Ergebnisse von Untersuchungen und Beratungen neu angefordert werden. Auch mehrsprachige Informationen können den jungen Eltern in digitaler Form einfacher angeboten werden.

„Kompass für frischgebackene Eltern"

Die künftigen Elternberatungen sollen von den 400 bereits bestehenden Familienberatungsstellen durchgeführt werden. Sie sollen Themen wie Elternzeit, Karenz, Kinderbetreuungsgeld, Papamonat, Auswirkungen von Teilzeit auf die Pension, Pensionssplitting und den Wiedereinstieg in den Job beinhalten. "Ich freue mich, dass wir die kostenfreien Leistungen, die im Rahmen des Mutter-Kind-Passes erfüllt werden müssen, erweitern und nun einen modernen und digitalisierten Eltern-Kind-Pass vorstellen. Neben den Leistungen im Bereich der Gesundheitsvorsorge werden wir eine Elternberatung einführen, die ein Kompass für den neuen Lebensabschnitt frischgebackener Eltern sein soll", so Raab.

Das Jahresbudget für die Leistungen des Mutter-Kind-Passes liegt bisher bei rund 62 Millionen Euro. Zwei Drittel kommen aus Mitteln des Familienlastenausgleichsfonds, ein Drittel von der Sozialversicherung. Die Ausgaben für die zusätzlichen Leistungen sind abhängig von der Inanspruchnahme von Beratungen sowie von Honorarverhandlungen mit den Leistungsträgern. Der Ministerratsbeschluss sieht vor, dass die Sozialversicherung dazu Verhandlungen mit der Ärztekammer führt.

Rauch: Es wird höhere Tarife für Ärzte geben

Die Bundeskurie der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Ärztekammer hatte zuletzt einen Beschluss gefasst, wonach die Kündigung des Mutter-Kind-Passes als Kassenleistung mit Jahresende ausgesprochen werde, wenn es bis dahin keine Einigung über höhere Tarife geben sollte.

Rauch bekräftigte, dass es höhere Tarife geben werde. Er könne den Verhandlungen nicht vorgreifen, diese seien Sache der Sozialversicherung. Aber "man wird sich einigen", so Rauch. Er bezeichnete die Reform als "großen Wurf". "Es ist uns gelungen, alle Interessen und Wünsche unter ein Dach zu bekommen und in die Gesundheit von Eltern und Kindern maßgeblich zu investieren."

Neos-Familiensprecher Michael Bernhard sah die heutige Ankündigung der Regierung als Ablenkungsmanöver. ÖVP und Grüne würden versuchen darüber hinwegzutäuschen, "dass es nach wie vor mit den Ärzten keine Einigung über die Honorare gibt". "Das peinliche Gezerre und die fehlende nachhaltige Finanzierung zeigt einmal mehr, dass die Regierung ihr Handwerk einfach nicht beherrscht", so Bernhard.

(APA)

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