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Mitreden: Spart Österreich die Universitäten kaputt?

An den Universitäten wird angesichts der Teuerung für ein höheres Budget demonstriert. Sollten die Unis mehr Geld erhalten? Und: Wie kann es am sinnvollsten eingesetzt werden? Diskutieren Sie mit!

Was ist da an den Unis los? Studierende und Universitätspersonal gehen auf die Straße, unter ihnen auch die TU-Rektorin Sabine Seidler. Im Interview mit Julia Neuhauser erklärte sie vor kurzem: „Wir bereiten eine einmonatige Schließung vor“. Denn finanziell sei die Situation anders kaum noch zu bewältigen. Der Grund: „Wir rechnen mit einem finanziellen Mehrbedarf durch die Teuerung usw. von 175 Millionen Euro. Laut den bisherigen Plänen soll es aber nur knapp ein Drittel des Geldes geben.“ Man steuere also auf die Zahlungsunfähigkeit zu.

Hintergrund: Den Universitäten wurden vom Bund 500 Millionen Euro zusätzlich für die Jahre 2023 und 2024 versprochen. Mach Protesten kommen jetzt noch einmal 150 Millionen Euro zur Abfederung der Teuerung hinzu. Doch das sei immer noch viel zu wenig, sagen die Hochschulen. Dort wünscht man sich nämlich ein Plus von 1,2 Milliarden.

Bildungsminister Martin Polaschek, bis vor einem Jahr selbst noch Rektor, sieht die Notwendigkeit für eine gehörige Budgetaufstockung nicht. Immerhin hätte es die im Universitätsbereich erst kürzlich gegeben. Tatsächlich ist das Budget im Laufe der vergangenen zehn Jahre deutlich gestiegen: 2013 lag es noch unter drei Milliarden Euro. Bis 2023 wird es auf 4,36 Milliarden Euro angewachsen sein. Mehr berichten Julia Wenzel und Julia Neuhauser.

Nur zum Vergleich ein paar weitere Zahlen aus dem Budget: Für 2023 sind die Auszahlungen für Pensionen mit 13,95 Milliarden Euro veranschlagt und für Verteidigung 3,38 Milliarden.

„Gerade in Krisenzeiten kräftig in die Bildung zu investieren sollte eigentlich eine einfache Entscheidung sein“, schreibt Anna Goldenberg in der Kolumne Quergeschrieben. Studien würden nämlich zeigen, dass sich das auch ökonomisch rentiert. Beständigkeit sei dabei aber sehr wichtig. Wissenschaft sei „wie eine Pflanze, die man beständig gießen muss".

An Hochschulen zu sparen könne man sich auch als Demokratie nicht leisten. „Wie die jüngste Eurobarometer-Umfrage zeigte, ist die Wissenschaftsskepsis hierzulande erschreckend hoch“, so Goldenberg. Was passiere, wenn man den Universitäten eine Beruhigungspille verabreiche? "Dann werden stattdessen jene laut, die falsche Informationen und Verschwörungstheorien verbreiten. Und das kann niemand wollen."

Ähnlichen sieht es Giulio Superti-Furga: In einem Gastkommentar schreibt er - bezogen auf die Energiekrise: „Wer die Wissens-Pipeline nicht füttert, kann auch zum Heizen Bücher verbrennen."

Und was sagt eigentlich Österreichs Neo-Nobelpreisträger Anton Zeilinger zu unseren Universitäten? Das erfährt man im lesenswerten Interview mit Thomas Kramar. „Ein Problem ist sicher, dass der moderne Forschungsförderungsmechanimus nicht ungewöhnliche Forschung ermutigt. Da muss man schon im Antrag schreiben, was man erwartet, das herauskommt. Das ist völlig verkehrt.“ Wichtige Erkenntnisse, darauf müssen man warten können. Kritik gibt es auch an der Lehre: „Es ist schrecklich, wie verschult die Unis heute sind." Für die Förderung von Hochbegabten sei das der völlig falsche Ansatz: „Ich hatte ja das Glück, dass es zu meiner Zeit keinen Studienplan gab. Man konnte die Vorlesungen belegen, die man wollte."

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