Ukraine-Krieg

S-300: Die Rakete, die in Polen einschlug

Das Flugabwehrsystem S-300 im Einsatz.
Das Flugabwehrsystem S-300 im Einsatz.(c) Reuters
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Bei jener Rakete, die im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine eingeschlagen hat, dürfte es sich um eine S-300 handeln. Die S-300 ist ein mobiles sowjetisches Flugabwehrsystem.

Die im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine eingeschlagene Rakete gehört nach Angaben der polnischen Regierung zum Flugabwehrsystem des Typs S-300. Am Ort der Explosion seien Trümmer eines solchen Flugabwehrgeschosses gefunden worden, erklärte Polens Justizminister Zbigniew Ziobro am Mittwoch.

Die S-300 ist ein mobiles sowjetisches Flugabwehrsystem, entwickelt vom Elektronik- und Maschinenbauer Almas. Die Raketen dazu stammen vom Konstruktionsbüro "Fackel". Beide Unternehmen sind Teil des heutigen russischen Rüstungskonzerns Almas-Antej. Seit 1979 sind die S-300 im Dienst. In Russland gibt es inzwischen das Nachfolgemodell S-400, das als eines der modernsten Flugabwehrsysteme weltweit gilt. Im Frühjahr hat Almas-Antej sogar die Serienproduktion der S-500 angekündigt, die noch leistungsfähiger sein soll. Dennoch werden die S-300 bis heute genutzt, sowohl vom russischen als auch vom ukrainischen Militär.

Reichweite von bis zu 200 Kilometern

Eingesetzt werden sie normalerweise an der Front und im Hinterland - zum Schutz eigener Einheiten oder von Industrie- und anderen strategisch wichtigen Objekten vor Luftangriffen. Sie können dabei mehrere Luftziele - seien es Raketen oder Flugzeuge - bekämpfen und sind dabei auch bei der Flughöhe der abzufangenden Objekte flexibel einsetzbar. Ihre Reichweite liegt abhängig von den genutzten Raketen bei bis zu 200 Kilometern.

Im Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Russland die Raketen des S-300-Systems nicht nur gegen Ziele in der Luft, sondern vielfach auch zum Beschuss ukrainischer Städte benutzt. Experten erklären dies damit, dass Moskau in dem für einige Tage konzipierten, aber seit Monaten andauernden Krieg inzwischen Defizite bei zahlreichen anderen Raketentypen wie der "Iskander" verspürt.

Russland setzte bei Angriff „Kalibr“ und „Awangard“ ein

Am Dienstag allerdings, als Russland seine bisher schwersten Luftangriffe auf den Nachbarn startete, sollen vor allem moderne Lenkwaffen des Typs "Kalibr" von Schiffen aus dem Schwarzen Meer und Interkontinentalraketen vom Typ "Awangard" aus dem Kaspischen Meer abgeschossen worden sein. Aus Belarus, der einzigen Region, von wo aus auch S-300-Raketen polnisches Gebiet hätten erreichen können, wurden keine Abschüsse gemeldet.

Der Vorfall wirft einmal mehr die Frage nach einem verlässlichen Flugabwehrsystem für die Ukraine auf. Diese war nicht in der Lage, den massiven russischen Angriff zu entschärfen, der erneut in großen Teilen des Landes die Stromversorgung lahmlegte. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert seit langem Unterstützung des Westens gerade beim Thema Luftabwehr. Deutschland hat der Ukraine Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard sowie bisher ein Exemplar des hochmodernen Systems Iris-T geliefert.

Nato verwendet Patriot-Raketen

Die Nato selbst schützt ihren Luftraum vor allem mit Patriot-Raketen. Die können Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper bis zu einer Höhe von 30 Kilometern und einer Entfernung von maximal 1000 Kilometern abschießen. Allerdings sind auch hier die Kapazitäten begrenzt. Gerade osteuropäische Staatschefs wie Litauens Präsident Gitanas Nauseda fordern daher, mehr solcher Systeme sowohl an der Grenze zur Ukraine als auch an der Grenze zu Russland aufzustellen.

(APA/dpa)

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