Pizzicato

Ein Klavier, ein Klavier!

Aufregung herrscht im Parlament, weil Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka für das renovierte Hohe Haus ein goldverziertes Klavier angeschafft hat.

SPÖ und Grüne fordern nun, dass das Klavier sich dem linken Flügel anschließt, während ÖVP und FPÖ das Instrument als Verstärkung für den rechten Flügel betrachten. Die Neos wiederum möchten, dass das Klavier gar nicht im Parlament stehen bleibt. Sie wollen den Flügel heben.

Das Bösendorfer-Klavier wurde nicht gekauft, sondern gemietet, es kostet den Steuerzahler 36.000 Euro Leihgebühr im Jahr. Vielleicht hätte man es von Red Bull billiger bekommen, denn Red Bull verleiht Flügel. In der parlamentarischen Praxis eröffnet das Klavier freilich neue Möglichkeiten. Es erleichtert Auskunftspersonen, dem U-Ausschuss etwas vorzuspielen. Und Musikinstrumente haben im Hohen Haus eine lange Tradition. Zu Zeiten der Monarchie setzten tschechische Abgeordnete Ratschen und Tschinellen ein. Sie sollten Reden stören und die Zuständigkeit des Reichsrats für Böhmen und Mähren infrage stellen. Der US-Schriftsteller Mark Twain hielt die damaligen Sitten in einem Buch fest, so wie ihn generell der Ton im österreichischen Parlament verwunderte.

Ob der Ton im neuen Parlament besser wird, ist fraglich. Den Unterschied zum alten möchte man Klavier spielen können. (aich)

Reaktionen an: philipp.aichinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2022)

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