Gastkommentar

Wo das Selbst exponiert ist, wird es angreifbar

(c) Peter Kufner
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Digitales Leben. Die Intimisierung der Öffentlichkeit führt zur Moralisierung im Netz. Eine Lösung könnte sein: Raus aus Social Media.

DER AUTOR

Adrian Lobe (*1988), ist Politikwissenschaftler und freier Publizist. Zuletzt erschienen: „Mach das Internet aus, ich muss telefonieren“ bei C.H. Beck.

Vor wenigen Wochen tauchte im Netz ein privates Video der finnischen Ministerpräsidentin, Sanna Marin, auf. Dort sieht man, wie die 36-jährige Politikerin ausgelassen tanzt und singt. Während die einen die Politikerin für ihren modernen Lebensstil feierten, nahmen andere Anstoß an ihrem Hedonismus. Sie solle nicht so viel auf Festivals gehen und sich lieber um die Amtsgeschäfte kümmern, grummelten einige. Marin machte international Schlagzeilen als „Partygirl“.

Der Boulevard weidete sich genüsslich an den Details der „wilden Partynacht“, die Opposition forderte einen Drogentest. Doch auch ein negatives Testergebnis und eine Solidaritätsaktion auf Twitter konnten die Regierungschefin nicht exkulpieren. Nachdem abermals Partyfotos aus dem Regierungssitz auftauchten, musste Marin unter Tränen öffentlich um Entschuldigung bitten.

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