Nachruf

Gerhard Rodax: Der blonde, so schnelle Stürmer

FUSSBALL - WM-Qualifikation, DDR vs AUT
FUSSBALL - WM-Qualifikation, DDR vs AUTGEPA pictures/ Witters
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Ex-ÖFB-Stürmer Gerhard Rodax verstarb im Alter von nur 57 Jahren. Über Tore, seinen legendären Sprint aus der Südstadt bis nach Madrid – und die Stille.

Wien. Es war der 28. März 1990. Österreichs Fußballteam testete in Malaga gegen Spanien. Die Hickersberger-Elf lag verdient mit 0:2 zurück, der Teamchef tauschte nahezu die ganze Equipe – und Gerhard Rodax schoss danach den unglaublichsten Siegestreffer seiner Karriere. Der blonde Stürmer lief im Solo über das halbe Feld, er führte den Ball eigentlich magisch am Fuß, keiner konnte mit-, geschweige denn ihn aufhalten. Das Tor zum 3:2 (89.) öffnete einem, der eigentlich nie in der erste Reihe stehen wollte und zur Sicherheit, sollte es mit der Fußballkarriere doch nichts werden, längst eine Tennishalle gekauft hatte in Traiskirchen, die Türen ins Fußballparadies.

Rodax landete beim spanischen Topklub Atlético Madrid. Und das zu einer Zeit, als nur drei Legionäre pro Klub verpflichtet werden durften. Also spielte ein Tattendorfer fortan neben Weltstars wie Bernd Schuster oder Paulo Futre. Trainer war Tomislav Ivić, die „Rojiblancos“ wurden sogar Vizemeister.

Zurück blieben nur wenige Erinnerungen, nach nur einem Jahr hatte Präsident Jesús Gil y Gil genug und ihn verabschiedet.

Der „100-Millionen-Sturm“

Rodax, der von der grauen Maus in der Südstadt, Admira (192 Spiele, 84 Tore), in die Primera Division gestürmt war, trug 27-mal das Trikot des Großklubs, er schoss neun Tore. Es genügte nicht, auch seine schwangere Ehefrau wollte lieber zurück in die Heimat.

Nach Saisonende kehrte er nach Österreich zurück und spielte bis zum Karriereende bei Rapid (1993), da hatte auch seine Tennishalle bereits Hochbetrieb. „Gemma Rodax schauen“: Das war 43 Spiele (zwölf Tore) lang nicht nur für Wiener Studenten eine gängige auffordernde Ansage in Hütteldorf. Seine Sprints waren einfach unnachahmlich, seine (leider sehr wenigen) Tore ebenso.

Dass er sehr schnell laufen konnte, war in der Schule in Baden aufgefallen. Damit war der Karriereweg nach ein paar Probetrainings klar. 1983 wurde er Profi, freilich bei Admira, der Klub war ja quasi um die Ecke von daheim. In Österreichs Strafräumen war er bekannt. Und wer weiß, hätte sich der Teamchef in einem seiner 20 Länderspiele mehr getraut – immerhin war er ein Teil des „100-Millionen-Sturms“ mit Anton Polster und Andreas Ogris –, es hätte noch andere Klubs im Ausland gegeben nach der Zeit bei Atlético.

Dreimal traf „Hartl“, wie man ihn rief, für Österreich, sogar bei der WM 1990 in Italien. Er führte den ÖFB zum 2:1-Sieg gegen die USA.
Als er bei Rapid aufhörte, krähte plötzlich kein Hahn mehr nach ihm. Dabei war er 28 Jahre alt, im besten Fußballeralter. 1995 kehrte er noch einmal zur Admira zurück, für elf Spiele. Da war der alte Glanz schon längst verblasst. Vom Tempo ganz zu schweigen.

Stoitschkow, Sánchez, Rodax

Nach dem endgültigen Karriereende wurde es noch ruhiger um Rodax, der 1989 Österreichs Fußballer des Jahres war und 1990 mit 35 Treffern Torschützenkönig – drittbester Scorer Europas hinter Kapazundern wie Christo Stoitschkow (CSKA Sofia) und Hugo Sánchez (Real Madrid) mit je 38 Treffern – wurde. Seine Ruhe war ihm lieber, auch als „Hobbyspieler“ zog er das Gedeih seiner Tennishallen dem Fußballrummel vor.

Am Donnerstag stand Gerhard Rodax doch noch einmal, ein letztes Mal in der ersten Reihe. Der ehemalige Teamspieler verstarb im Alter von nur 57 Jahren. Der Niederösterreicher, laut diversen Medienberichten und einem Rapid-Tweet kurz zuvor schwer erkrankt, wurde am Mittwoch auf der Südbahnstrecke von einem Zug erfasst. Gerhard Rodax absolvierte 246 Bundesliga-Spiele.

Hilfe bei Suizidgefahr

Es gibt eine Reihe Hilfseinrichtungen und Anlaufstellen für Menschen in akuten Krisensituationen. Unter www.suizid-praevention.gv.at findet man Notrufnummern und Erste Hilfe bei Suizidgedanken.

Telefonische Hilfe gibt es auch bei:

Kriseninterventionszentrum (Mo-Fr 10-17 Uhr): 01/406 95 95, kriseninterventionszentrum.at
Rat und Hilfe bei Suizidgefahr 0810/97 71 55
Psychiatrische Soforthilfe (0-24 Uhr): 01/313 30
Sozialpsychiatrischer Notdienst 01/310 87 79
Telefonseelsorge (0-24 Uhr, kostenlos): 142
Rat auf Draht (0-24 Uhr, für Kinder & Jugendliche): 147
Gesprächs- und Verhaltenstipps: bittelebe.at

Hilfe für Menschen mit Suizidgedanken und Angehörige bietet auch der noch recht junge Verein „Bleib bei uns“. www.bleibbeiuns.at

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