Literatur

Auf der Suche nach dem verlorenen Proust

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Unbekannte Erzählungen, zwiespältige jüdische und homosexuelle Identität: Lektüretipps zum 100. Todestag von Marcel Proust – jenseits der „Suche nach der verlorenen Zeit“.

Ein französischer Dandy des Fin de Siècle zieht sich nach Jahren in den Pariser Salons plötzlich zurück – und verwandelt sich in einen großen Autor. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs kommt er hervor mit dem Auftakt eines Romans, der einer der wichtigsten – und der längste – der Weltliteratur werden wird.

So hat man sich den Autor Marcel Proust lang vorgestellt: als wäre alles, was er davor geschrieben hat, nur Teil eines Geburtsprozesses für sein Mammutwerk gewesen – durchschnittlich, epigonal, nicht der Rede wert. So gesehen hätte man an seinem 100. Todestag auch nur dieses Mammutwerk zu feiern: die „Suche nach der verlorenen Zeit“.
Doch dieses Bild hat sich längst geändert. Und zwar auch deswegen, weil Texte aus früheren Jahren entdeckt wurden. Da fand sich ein ganzer Roman, in Zeitschriften veröffentlicht und später von der Öffentlichkeit einfach vergessen: „L'Indifferent“ („Der Gleichgültige“). Und aus der Zeit, in der sein Erzählband „Les Plaisirs et les Jours“ (1896, „Freuden und Tage“) erschien, tauchten weitere (fast sämtlich unvollendete) Erzählungen auf, die Marcel Proust aber nie veröffentlicht hatte. Erzählungen, von denen nicht bekannt ist, dass Proust sie irgendjemandem gezeigt, irgendjemandem davon berichtet hätte. Einfach nur, weil sie ihm nicht gut genug waren?

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