Medizin

Bei übergewichtigen Menschen können Krebs und Leberzirrhose Folgen einer Fettleber sein

Die Konsequenzen einer Fettleber sind potenziell fatal. Ausgerechnet eine Fresszelle steht im Verdacht, bei übergewichtigen und adipösen Menschen mit dieser Diagnose Krebs und Leberzirrhose auszulösen.

Makrophagen, das sind Fresszellen, verdauen täglich Millionen von absterbenden Zellen. Kommt es zum Kontakt mit Bakterien oder Viren, aktivieren sie das Immunsystem. Bei übergewichtigen Menschen mit Fettleber verursachen sie allerdings oft eine Entzündung. Warum genau, ist unklar.

„Wenn ein Makrophage in eine Fettleber einwandert, dann verändert er sich. Man weiß definitiv, dass es die Umgebung ist, die sein Verhalten bestimmt“, sagt Omar Sharif, Leiter des neuen Christian-Doppler (CD)-Labors für Immunmetabolismus und Systembiologie adipositasbedingter Krankheiten an der Med-Uni Wien. „Wir wollen verstehen, wie genau der Makrophage umprogrammiert wird.“

Was macht Fresszelle wütend?

Sharif sucht in Petrischalen und Gewebeproben den Stoff, der Makrophagen in einer Fettleber so „wütend“ macht. Wie es zu einer Fettleber bei übergewichtigen Menschen kommt, erklärt Sharif sehr anschaulich: „Wenn man dicker und dicker wird, schwellen die Fettzellen an und platzen irgendwann, vereinfacht gesagt. Die frei werdenden Triglyzeride (Blut- und Nahrungsfette; Anm.) verteilen sich im Körper, die Leber wird zur Fettleber.“ Bei einem Fünftel der Fettleber-Patienten liegt auch eine Entzündung, eine Fettleber-Hepatitis, vor. „Diese Entzündung tötet leise“, sagt Sharif. Eine Fettleber-Hepatitis führt zu erhöhten Leberwerten, die Höhe der Werte korreliert jedoch nur ungenau mit der Krankheitsaktivität. Ziel seiner Forschung am neuen CD-Labor ist es daher, neue Biomarker zu finden, die bei einer simplen Blutabnahme zeigen, wie aktiv die Entzündung ist, um den Patientinnen und Patienten die derzeit notwendige Leberbiopsie zu ersparen.

Mäuse mit Leberzellkrebs

In Zahlen

Wie genau tötet die Entzündung in einer Fettleber nun? Zum einen erhöht die kontinuierliche Schädigung des Lebergewebes das Risiko, an Leberzellkrebs zu erkranken. Zum anderen führt die Entzündung, über Jahre hinweg, zu einer Vernarbung und Knotenbildung, einer sogenannten Leberzirrhose.

Diese Krankheitszustände will Sharif anfangs im Reagenzglas simulieren und anschließend am lebenden Organismus beobachten. „Wir arbeiten mit speziellen Mäusen, die Fettleber, Entzündung und auch Leberzellkrebs entwickeln. In jedem Stadium entnehmen wir Makrophagen und vergleichen sie mit menschlichen Gewebeproben“, so skizziert Sharif seine Experimente, die neue Therapien ermöglichen sollen. An diesem Punkt meint man als Laie, das Ziel zu erkennen: Makrophagen sind böse und müssen folglich weg. Dem widerspricht Sharif: „Makrophagen gänzlich auszuschalten wäre schlecht und hätte fatale Folgen, auch für gesundes Gewebe. Wir suchen Wege, um das Verhalten der Makrophagen zu modulieren.“

Gezielte medikamentöse Therapien der Fettleber gibt es keine, Ärztinnen und Ärzte optimieren aktuell Risikofaktoren wie Blutzucker, Blutdruck und Blutfette, und empfehlen Gewichtsreduktion, Sport und mediterrane Diät. Sollte die Forschung von Sharif erfolgreich sein, könnten neue Therapien Patientinnen und Patienten helfen, die ihren Lebensstil nicht ändern können. In Österreich gelten 17,9 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen als adipös.39 Prozent der Weltbevölkerung
sind übergewichtig, 13 Prozent adipös (BMI >30 kg/m2). Die Anzahl der Menschen mit Adipositas hat sich von 1975 bis 2016 fast verdreifacht.

25 Prozent der Menschen leiden an einer nicht alkoholischen Fettleber, sechs bis 26 Prozent davon entwickeln auch eine Fettleber-Hepatitis.

780.000 Menschen weltweit starben 2018 an den Folgen eines Leberzellkarzinoms, der dritthäufigsten Krebserkrankung.

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