Archäologie

Botschaft entziffert: Was verraten die ältesten je gefundenen Sätze?

Ausgegraben wurde der Kamm aus Elfenbein schon 2017, die Inschrift wurde erst jüngst entdeckt.
Ausgegraben wurde der Kamm aus Elfenbein schon 2017, die Inschrift wurde erst jüngst entdeckt. APA/AFP/MENAHEM KAHANA
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Auf einem kanaanitischen Kamm hat man die älteste bekannte Botschaft im ersten Alphabet entdeckt. Sie ist so banal wie ungustiös. Wer tiefer gräbt, findet Besseres.

Wie wurde die Kultur geboren? Im Anfang war das Wort, gewiss, aber isoliert verrät es uns nicht viel. Erst ganze Sätze stiften einen Sinnzusammenhang. Seit sie niedergeschrieben werden, erinnert sich die Menschheit an sich selbst. Und so erhoffen wir uns von den ältesten, die wir finden, ewige Weisheiten über die Wurzeln unseres Seins. Jetzt haben Archäologen in Israel einen solchen Satz entziffert, den bisher ältesten im ersten Alphabet, dem der Kanaaniter. Um 1700 vor Christus wurde er eingraviert. In eine Tempelmauer? Einen Schrein? Ein Grab? Nein, in einen Kamm aus Elfenbein. Auf einer Seite trug er sechs Zinken, großzügig verteilt, auf der anderen 14 dicht an dicht. Und auf diesen filigraneren Einsatzbereich bezieht sich wohl auch der Wunsch, der die Zeiten überdauert hat: „Möge dieser Stoßzahn die Läuse der Haare und des Bartes herausreißen.“

Das enttäuscht uns ein wenig, in seiner plumpen Alltäglichkeit. Den einzigen zeitlosen Trost hinter der banalen Botschaft hält der Kontext bereit: Der Kamm war ein importiertes Luxusgut, denn Elefanten gab es damals im Nahen Osten nicht. Ergo: Auch die Körper der Privilegierten werden zuweilen von ungustiösen Plagen befallen. Vor der Kopflaus sind wir alle gleich.

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