Fußball-Buch

Wer kickt heute noch aus Spaß?

Kinder spielen ein Freundschaftsspiel im Vorfeld des UNICEF-Weltkindertages und der FIFA-Weltmeisterschaft in Santiago, Chile.
Kinder spielen ein Freundschaftsspiel im Vorfeld des UNICEF-Weltkindertages und der FIFA-Weltmeisterschaft in Santiago, Chile.REUTERS
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Vom Spiel mit dem Ball in englischen Schulen über die Arbeiterligen bis zum Milliardengeschäft der Gegenwart: Die Soziologen Klaus-Dieter Stork und Jonas Wollenhaupt nehmen die Geschichte des Fußballs auseinander.

Aufwärmen: Den meisten gilt Fußball als Freizeitvergnügen, vielen als ermöglichendes Forum des Zusammentreffens diverser sozialer Schichten mit gleicher Erwartungshaltung. Einigen dient das Spiel als Forschungsobjekt für das Bezugssystem im Rahmen von Individuum, Ökonomie und Politik. So hat etwa 1987 der Soziologe Norbert Seitz den Klassiker „Bananenrepublik und Gurkentruppe. Die nahtlose Übereinstimmung von Fußball und Politik 1954–1987“ herausgebracht. 1954 war in der BRD die Wiederaufbauzeit voll im Gang, und Deutschland wurde erstmals Fußballweltmeister. 1987 war die von Helmut Kohl geführte Koalition in einer großen Krise – vor der sie nur Mauerfall und Wiedervereinigung retteten –, und die deutsche Elf spielte einen miserablen Fußball. Und Österreich? 1954, ein Jahr vor dem Staatsvertrag, wurde Österreich WM-Dritter. 1978, in der Hochphase der Ära Kreisky, gelang „uns“ die Rache für Königgrätz: das 3:2 in Cordoba gegen Deutschland. Kann das alles nur Zufall sein?

Anpfiff: Nun, also 35 Jahre später, erscheint das Buch „Links kickt besser. Der Mythos vom unpolitischen Fußball“ der deutschen Soziologen Klaus-Dieter Stork und Jonas Wollenhaupt. Sie verweigern sich dem Wiederkäuen ballestrischer Heldenlegenden, sie wollen „Archäologen des linken und rechten Fußballs sein, Artefakte finden und zusammensetzen“. Von jahrhundertealten, meist durch Obrigkeiten gegeißelten Vorformen geleiten sie zum Beginn des Fußballs moderner Prägung, der in englischen Schulen zu körperlicher Ertüchtigung und Kampfbereitschaft eingesetzt wurde. Diese spielten nach eigenen Regeln, und so wurde 1863 der nationale Fußballverband (FA) mit einheitlichem Regelwerk gegründet.

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