Klimawandel

Klima-Opfer Trüffel?

Optisch reizlos, olfaktorisch überwältigend. Diese gehören zu den besonders wertvollen weißen Alba-Trüffeln.
Optisch reizlos, olfaktorisch überwältigend. Diese gehören zu den besonders wertvollen weißen Alba-Trüffeln. MARCO BERTORELLO / AFP / picturedesk
  • Drucken

Die dunklen Knollen im Untergrund haben eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Nun sind sie in ihren traditionellen Regionen bedroht.

Zwischen 2850 und 6030 Euro, je nach Größe, musste man Mitte Oktober hinlegen pro Kilogramm, und letzten Sonntag hat ein nicht ganz so gewichtiges Exemplar auf einer Wohltätigkeitsversteigerung im norditalienischen Alba 184.000 Euro gebracht, das ist etwa der 4,5-fache Preis für Gold. Und das für einen Pilz. Natürlich nicht für einen gewöhnlichen, sondern für den, den Jean Anthelme Brillat-Savarin 1825 das „Juwel der Küche“ genannt hat, Gioachino Rossini erklärte ihn gar zum „Mozart der Pilze“ – je mehr man von ihm genieße, vor allem vom „Don Giovanni“, desto größere Reize entdecke man –, beide reihten sich ein in die lange Wertschätzung des optisch so reizlosen wie olfaktorisch überwältigenden Trüffels, der erstmals vor 5000 Jahren erwähnt wird, bei den Sumerern.

Auch von Griechen und Römern wurde die Knolle geschätzt, nicht nur auf dem Tisch, auch als Medikament und Aphrodisiakum, vielleicht erregte sie deshalb im Mittelalter das Missfallen der Kirche, die das dunkle Zeug im Untergrund als Teufelszeug ansah. Ab der Renaissance kam sie wieder in Mode, im 19. Jahrhundert stieg sie kometenhaft auf, befördert durch die erste Kultivierung: Joseph Talon, ein Kleinbauer aus Südfrankreich, hatte beim Trüffelsuchen – mit seinem einzigen Schwein – bemerkt, dass sich die Schätze oft bei Eichen fanden, er pflanzte deshalb Schösslinge anderswo aus. Dem Beispiel folgten viele, als die Reblaus den Weinbau ruinierte und ein Bakterium die Zucht der Seidenraupen bzw. den für sie nötigen Anbau von Maulbeerbäumen, die freien Flächen wurden mit Eichen bewaldet.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.