Zahllose Menschen im Iran gehen seit Wochen gegen das Regime auf die Straße. Frauen, Minderheiten, Arbeiter und Händler solidarisieren sich miteinander, sie skandieren „Frau, Leben, Freiheit“ und fordern nichts weniger als den Sturz des Systems, wie sie der „Presse am Sonntag“ erzählen. Stimmen aus einem Land in Aufruhr.
Vor zwei Monaten starb Mahsa Jina Amini. Eine schüchterne junge Frau, so sagen ihre Angehörigen, doch sie mochte bunte Kleidung, schminkte sich gern. Ein Foto zeigt sie in einem Blumenfeld in ihrer Heimatstadt Saqqez, im Hintergrund das Zāgros-Gebirge, sie trägt die schwarzen Haare offen, eine große, runde Brille. In wenigen Tagen würde Amini ihren 23. Geburtstag feiern, wahrscheinlich in Teheran, wo sie Mitte September ihre Familie besuchte. Mit ihrem Bruder war Amini an jenem Tag auch unterwegs, als sie beide in die Hände der Sittenpolizei gerieten. Angeblich saß Aminis Kopftuch zu locker. Was dann passierte, lässt sich kaum nachvollziehen, doch Amini starb am 16. September noch in Polizeigewahrsam. Aufnahmen legen einen höchst gewaltsamen Tod nahe.