Theaterkritik

Orwells "Animal Farm" als Selbsterfahrungsgruppe

Matthias Heschl
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In „Faarm Animaal“, seiner letzten Inszenierung als Intendant des Schauspielhauses Wien, lässt Tomas Schweigen seine Schauspieler über Orwells Fabel improvisieren. Deren politischer Brisanz wird das nicht gerecht.

Kann man aus George Orwells Fabel „Animal Farm“, dieser so gewitzten wie bösen Parabel auf das Scheitern des Kommunismus, ein Theaterstück machen? Regisseur Tomas Schweigen, Intendant des Wiener Schauspielhauses, und seine Truppe haben es jedenfalls nicht ernsthaft versucht. Stattdessen haben sie ein – ästhetisch überzeugendes, geschickt mit der Poesie schlechten Wetters spielendes – Filmchen gedreht, in dem die Schauspielerinnen und Schauspieler in einem malerisch verfallenen Bauernhof mit putzigen Tiermasken auftreten. Dabei deuten sie teils Szenen aus „Farm der Tiere“ an, teils lesen sie diese vor, teils verkünden sie vollmundige Sätze wie „Tiersein ist Widerstand, und Widerstand ist immer eine politische Form des Handels.“

Das ist ja noch recht kurz und kurzweilig. Doch dann beginnt auf der Bühne – von der Außenwelt, in der der Film spielt, durch eine Katzentür getrennt – die „Stückentwicklung“: Die Schauspieler, teils im Kreis auf Hüpfballons hockend, reflektieren in der Manier einer larmoyanten Selbsterfahrungsgruppe über ihr Spiel. „Du gehst nicht aus dir raus, darum kommst du schlecht in das Tier rein“, wirft da etwa eine Schauspielerin einer anderen vor, und für die Entspannungsphase lautet das Motto: „Findet langsam in euer inneres Tier.“

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