Morgenglosse

Public Viewing in Katar: Keine Fans, keine Stimmung

Die Fifa feiert das Fan-Festival wenig überraschend als großen Erfolg.
Die Fifa feiert das Fan-Festival wenig überraschend als großen Erfolg. APA/AFP/PHILIP FONG
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Wer schon einmal erlebt hat, was echte Fußball-Atmosphäre bedeutet, der wähnt sich in Doha am falschen Platz.

Die Fifa ist ein ziemlich berechenbarer Verband. Kaum war das WM-Auftaktspiel zwischen Katar und Ecuador (0:2) zu Ende, da vermeldete man auf der offiziellen Turnier- und Fifa-Website den großen Erfolg des Fan-Festivals in Doha.

Zugegeben, die Menschen waren tatsächlich in Scharen zum Public Viewing in den Al Bidda Park geströmt. Gar nicht so böse Zungen behaupteten, die anlässlich der WM gebaute U-Bahn in Katar wäre am Sonntag zum ersten (und vielleicht letzten) Mal ausgelastet gewesen.

Kolportierte 40.000 Besucher sorgten sogar dafür, dass das Gelände für weitere Gäste geschlossen wurde, obwohl augenscheinlich noch ausreichend Platz gewesen wäre. Womöglich war auch das ein Marketing-Schachzug der Fifa und Katars: Ein volles Fan-Festival zum WM-Auftakt, das hört sich doch gut an.

WM-Stimmung wollte während der 90 Spielminuten und davor aber keine aufkommen. Es waren eben kaum echte Fans am Fan-Festival, sondern neugierige Besucher, die sich vom Event-Charakter angezogen fühlten. Zu großen Teilen starrten Gastarbeiter aus Indien, Pakistan oder Afrika auf die riesige Leinwand. Menschen, die berufsbedingt in Katar leben, mit dem Land sonst aber nichts verbinden. Deshalb blieben auch nahezu 40.000 Kehlen stumm, als „as-Salam al-Amiri“ („Es lebe der Emir“), die Nationalhymne Katars, ertönte.

Die Klänge berührten diese Menschen nicht. Auch die Tore Ecuadors nahm das Publikum emotionslos hin. Wer schon einmal ein authentisches Fußballfest erlebt hat, der fühlte sich hier völlig fehl am Platz. Es gibt so viele Gründe, warum die WM in Katar ein Fehler ist. Der WM-Eröffnungsabend war nur ein weiterer Beweis dafür.

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