Wien Modern

Hören ist Erinnern, bei Lachenmann wie bei Heiner Goebbels

"A House of Calls"
"A House of Calls"(c) Nikolaus Ostermann
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Helmut Lachenmann im Zentrum kammermusikalischer Studien mit Pierre-Laurent Aimard und Freunden im Konzerthaus, Heiner Goebbels mit einem symphonischen Liederabend rund um historische Schallaufnahmen im Volkstheater.

Ein Soft Opening: Die Orchestersitze auf der in Stufen hoch ansteigenden Bühne des Volkstheaters sind noch mehrheitlich leer, das Publikum strömt in den Saal. Aber längst hat ein Beat im Schlagzeug begonnen, jazzig stiehlt sich ein Kontrabass dazu, eine Bratsche nützt das Rampenlicht, bald kreischen ein paar Bläser. Langsam füllen sich die Plätze oben wie unten, die Musiker spielen sich ein – und doch hat das Stück längst begonnen. Irgendwann hebt auch Vimbayi Kaziboni den Taktstock: Sein Dirigentenpult steht nicht in der Mitte, sondern ganz rechts.

Das soll wohl sagen: Hier ist kein herkömmliches Orchesterwerk im Gange, sondern etwas „Ver-rücktes“, eine Art Liederzyklus mit abwesenden und doch präsenten Solostimmen nämlich. In der Realität sind sie in vielen Fällen längst verstummt, aber durch Schallaufzeichnung erhalten. Hier kommen sie aus den Lautsprechern – und bekommen vom Orchester eine neue Fasson angepasst in einer großen Collage des hörenden Erinnerns.

Heiner Goebbels liebt es, so zu tun, als wäre alles aus Improvisation entstanden. Dabei stimmt das bis zu einem gewissen Grad sogar: Seit vielen Jahren hat der deutsche Komponist und Theatermacher im Ensemble Modern – für große Besetzungen wie diesmal zum Ensemble Modern Orchestra erweitert – ein Team eingeschworener Mitstreiter, mit denen er die Dramaturgie seiner oft zwischen Konzert und Oper changierenden Werke ausprobieren kann.

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