Medien berichten von "Raketenbeschuss und Drohnenangriffen“. Teheran wirft den iranisch-kurdischen Oppositionsgruppen vor, die Proteste im Land zu schüren. Unterdessen wurde ein sechstes Todesurteil verhängt.
Der Iran hat nach Angaben von lokalen Behörden in der Nacht auf Montag erneut iranisch-kurdische Oppositionsgruppen im Nordirak angegriffen. "Die Revolutionsgarden haben erneut iranisch-kurdische Parteien bombardiert", erklärte der Anti-Terror-Dienst der autonomen Region Kurdistan im Irak, ohne Angaben zu möglichen Opfern zu machen.
Die Demokratische Partei Iranisch-Kurdistans (PDKI) und die nationalistische, iranisch-kurdische Organisation Komala gaben an, dass ihr die iranischen Angriffe gegolten hätten. Diese "wahllosen Angriffe" geschähen zu einer Zeit, in der "das iranische Terrorregime" nicht in der Lage sei, die anhaltenden Proteste im iranischen Kurdistan zu stoppen, erklärte die PDKI am Montag im Onlinedienst Twitter. Am frühen Montag berichtete die staatliche irakische Nachrichtenagentur INA ebenfalls von "iranischem Raketenbeschuss und Drohnenangriffen", die auf "drei iranische Oppositionsparteien in Kurdistan" im Irak zielten.
Landesweite Proteste nach Tod Aminis
Bereits vor einer Woche hatte Teheran von ihr als "terroristisch" eingestufte Gruppen in der Region Kurdistan-Irak mit Raketen und Drohnen angegriffen. Teheran wirft iranisch-kurdischen Exilgruppen im Nordirak vor, die landesweiten Proteste im Iran zu schüren. Kurdische Organisationen unterstützen die seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini anhaltenden Proteste im Iran und prangern die Gewalt gegen Demonstrierende an.
Am Sonntag ist erneut ein Angeklagter im Zusammenhang mit den Protesten zum Tode verurteilt worden. Das Revolutionsgericht in Teheran befand ihn für schuldig, "während der jüngsten Unruhen ein Messer gezogen" zu haben, "mit der Absicht zu töten, Terror zu verbreiten und die Gesellschaft zu verunsichern", wie die iranische Justizbehörde auf ihrer Internetseite Misan Online am Sonntag bekanntgab. Es ist bereits das sechste im Zusammenhang mit den Demonstrationen verhängte Todesurteil.
Der Iran wird seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September von Protesten erschüttert. Die junge Frau war am 13. September in Teheran von der Sittenpolizei festgenommen worden, da sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Sie starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Aktivisten werfen der Polizei vor, Amini misshandelt zu haben.
Zwei Monate Wut: „Wir werden weitermachen. Bis zum Schluss.“
Zahllose Menschen im Iran gehen seit Wochen gegen das Regime auf die Straße. Frauen, Minderheiten, Arbeiter und Händler solidarisieren sich miteinander, sie skandieren „Frau, Leben, Freiheit“ und fordern nichts weniger als den Sturz des Systems, wie sie der „Presse am Sonntag“ erzählen. Stimmen aus einem Land in Aufruhr.
(APA/AFP)