Pizzicato

Die Hättiwari-Weltmeister

Die Luft war draußen an diesem sportpolitisch aufgeladenen Sonntagabend. Zur Halbzeit war das Match entschieden, und ehe noch der Schlusspfiff ertönte, war das Oval längst halb leer.

Das Echo der Sportpresse hinterher war verheerend. „Ein Schatten ihrer selbst“, „zwei Ohrfeigen“, „demütigend“, „Albtraum“, „große Blamage“: So harsch kommentierten die Gazetten die Vorstellung der Verlierer. Die „Jubelperser“ hatten sich schnell verlaufen.

Das Urteil richtete sich indessen nicht gegen Katar, den Gastgeber, für den die Fußball-WM nach der Eröffnung mit einem kuriosen Auftritt des Fifa-Oberbonzen Gianni Infantino und der Auftaktniederlage schon vorbei ist, bevor sie so richtig angefangen hat. Das Augenmerk galt vielmehr der Squadra Azzurra, die auf einem Nebenschauplatz im Wiener Prater sang- und klanglos unterging.

Österreich, Sieger im Verliererduell gegen Italien, das die Welt nicht brauchte, darf sich als Bezwinger des Europameisters fühlen. Als Hättiwari-Weltmeister fliegen David Alaba und Co. mit breiter Brust in den Urlaub in den Fernen Osten, um an den Stränden Thailands oder Balis zu träumen, wie es gewesen wäre auf der Weltbühne im Emirat am Persischen Golf, wenn das Schicksal ihnen gewogen gewesen wäre. Rot-weiß-rote Träume unter glühender Sonne und bei schäumenden Wellen, die im Sand verlaufen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2022)

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