Film

"Strange World": Energiekrisen gibt's auch in der Disney-Wunderwelt

Strange World
Strange WorldDISNEY
  • Drucken

„Strange World“ thematisiert Generationenkonflikte und Klimaschutz - und ist zugleich ein Abenteuerfilm im Retro-Science-Fiction-Stil. Ab Donnerstag im Kino.

Irren ist menschlich, Irrtümer zu erkennen und neue Wege einzuschlagen aber auch: So könnte man die Botschaft des neuen Disney-Films „Strange World“ zusammenfassen, in dem die typische Disney-Rezeptur für einen unmissverständlichen Umweltschutzappell genutzt wird. Das Timing dafür ist wohl ideal. Während Klima-Aktivisten nicht anders als mit umstrittenen Schütt- und Klebe-Aktionen um Aufmerksamkeit zu werben wissen und die Klimakonferenz in Sharm El–Sheikh enttäuschend endete, kann dieser Film – über den Umweg eines Familien-Abenteuers durch eine wundersame Fantasiewelt – immerhin Mut machen, den Glauben an eine Lösung nicht zu verlieren.

Das tut „Strange World“ interessanterweise in einer Erzählform, die gar nicht so heutig wirkt: in liebevoller Retro-Science-Fiction-Manier, inspiriert von Pulp-Magazinen sowie frühen Comic–Heften und beseelt von einem Entdeckergeist, wie er etwa in Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ beschworen wurde. Hier prägt ein solcher die Familie Clade im fiktiven Land Avalonia (wohl nicht zufällig benannt nach einem Kleinkontinent, der vor 500 Millionen Jahren existierte): Der raubeinige Abenteurer Jaeger Clade ist eine Legende in seinem kleinen Land – und von seiner letzten Expedition über dessen Ränder nie zurückgekehrt.

Sein Sohn Searcher, den er von klein auf für das Leben als Entdecker trainiert hatte, widersetzte sich ihm durch betonte Bodenständigkeit: Statt mit ihm ins Ungewisse zu ziehen, kehrte er um, brachte aus den Bergen aber eine Pflanze mit, deren Früchte pure Energieträger zu sein scheinen. Nun sorgt er als Großgrund-Farmer für den Wohlstand von Avalonia: Die grün leuchtenden Kapseln treiben Luftschiffe, fliegende Landmaschinen und Plattenspieler an.

Nur nicht so wie Papa leben

Doch diese eigentümliche Idylle hält nicht: Nicht nur weil Searchers Sohn Ethan – ein impulsiver, quirliger Teenager, wie alle Figuren hier mit Knollennase und Kulleraugen ausgestattet – mit dem Lebensentwurf des Papas wiederum nichts anfangen kann und lieber Entdecker sein will wie sein Großvater (die Reibereien zwischen den beiden haben übrigens nichts damit zu tun, dass Ethan für Burschen schwärmt - und damit von Disney, in einer vorsichtigen Annäherung an den Zeitgeist, als erste „offen schwule“ Hauptfigur beworben wird).

Die Idylle ist auch bedroht, weil den grünen Früchten die Kraft auszugehen scheint. Ein Generationenkonflikt und eine veritable Energiekrise treiben also die Handlung an, die – unter der Regie des langjährigen Disney-Mitarbeiters Don Hall, nach einem Drehbuch des Dramatikers Qui Nguyen – bald unter die Oberfläche von Avalonia führt.

Mit Schauwerten und Action-Spaß wird hier nicht gegeizt: Heiter geht's durch eine rosa Wunderwelt voller flatternder, fluoreszierender Geschöpfe – eine fantasievolle Mischung aus Willy Wonkas Süßwarenland und einem Paradies am Meeresgrund. Woran krankt diese nur? Was als vergnüglicher Abenteuerfilm beginnt, endet mit einem eindringlichen Befund – und einer tröstlichen Utopie: Es ist dem Menschen möglich, alte Gewissheiten abzulegen und neue anzunehmen. Was für Familienkonflikte wie auch Planetenrettung eine gute Nachricht ist.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.