Die Gewerkschaft fordert 400 Euro brutto Lohnerhöhung für alle und kündigt Streiks für den 28. November an, so es keine Annäherung gibt.
Es ist mittlerweile vier Jahre her, dass bei den ÖBB das letzte Mal gestreikt wurde. Zwei Stunden dauerte der Warnstreik im November 2018, 670 Züge standen still. Nun könnte sich dieses Szenario wiederholen. Denn die Lohnverhandlungen in der Eisenbahnerbranche stocken. Am Sonntag brachen die Arbeitgeber die Gespräche ab. „Wir kommen nicht mehr weiter und reden gegen eine Wand“, sagte Thomas Scheiber, Arbeitgeber-Chefverhandler. Es war die vierte Runde.
Dass es so weit kommen würde, war einigermaßen abzusehen. Die Gewerkschaft war mit hohen Forderungen in die Verhandlungen gegangen: Sie verlangte für die 50.000 Beschäftigten in der Branche eine Erhöhung aller Löhne und Gehälter um 500 Euro brutto im Monat. Untere und mittlere Einkommen würden dadurch überdurchschnittlich stark steigen. Bei einem Durchschnittsgehalt von 3000 Euro brutto würde das eine Lohnsteigerung um 18 Prozent bedeuten, heißt es aus der Branche. Mittlerweile ging die Gewerkschaft auf 400 Euro brutto monatliche Lohnerhöhung hinunter. Für die Arbeitgeber ist das immer noch „unfinanzierbar“ und gefährde Arbeitsplätze, sagte Scheiber. Die Unternehmen würde das in Summe zumindest 400 Millionen Euro kosten. Die Gewerkschaft habe „den Boden der Realität komplett verlassen“.
Die Arbeitnehmer-Verhandler argumentieren mit der hohen Inflation. Die Lohnerhöhung sei kein Luxus, sondern lebensnotwendig. Die Arbeitgeber sagen, sie hätten bis zu zwölf Prozent mehr Gehalt angeboten. Laut der Gewerkschaft bezieht sich dieses Plus aber lediglich auf die unterste Lohngruppe und damit lediglich auf ein paar wenige Beschäftigte in der Branche.
2000 Euro brutto bei ÖBB
Nun droht die Lohnrunde zu eskalieren. Für den 28. November hat die Gewerkschaft Vida einen österreichweiten Warnstreik „im gesamten Eisenbahnbereich“ von null bis 24 Uhr angekündigt, sollte es bis dahin keine Annäherung geben. Man habe vorsorglich eine Streikfreigabe beim ÖGB beantragt. „Aber das muss nicht passieren. Wir sind bis Sonntag bereit zu verhandeln“, sagt Olivia Janisch aus dem Verhandlungsteam der Vida.
Der Fachverband der Eisenbahnunternehmen empfahl seinen mehr als 65 Mitgliedsbetrieben unterdessen, die Löhne und Gehälter mit 1. Dezember befristet auf zwölf Monate um 200 Euro pro Monat, zumindest aber um 7,5 Prozent anzuheben. Das größte Eisenbahnerunternehmen sind die ÖBB. Vorstand Andreas Matthä sagte am Montag, alle Gehälter im Konzern sollten auf zumindest 2000 Euro brutto angehoben werden.