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Rote Karte für die Fifa

Bei der Vorweihnachts-WM im Morgenland, bei dem der Status quo mitunter auf dem Kopf steht und die Saudi-Kicker die Gauchos zum Straucheln brachten, ist so vieles so neu und anders, dass wir uns bange fragen: Ist das noch das Spiel, das wir zu kennen glaubten?

Seit wann dauern reguläre Matches eigentlich fast zwei Stunden? Wer hat die Regeln auf einmal geändert? Wer hat da Einfluss auf die Fifa-Scheichs um Gianni Infantino genommen? Und mit welchen Mitteln? Goldenen Uhren? Teuren Teppichen? Edlen Araberpferden? Oder einem Besuch im Harem?

Das Schiedsrichter-Team ist längst nicht mehr nur auf dem Feld zugange, sondern auch in einem abgeschotteten, vollelektronischen Video-Studio, in dem womöglich dunkle Mächte das Sagen haben. Verschwörungstheoretiker haben jedenfalls Hochkonjunktur. Sind Putins Trolle auch in Katar am Werk? Als Racheakt dafür, dass Russland von der Endrunde ausgeschlossen wurde?

Oder haben die US-Amerikaner in einem Manöver des Sportimperialismus die Oberhand gewonnen? Mit Anleihen aus dem American Football und dem Basketball, wo die reine Spielzeit zählt? Was kommt als Nächstes? Ein Time-out, die Auszeit als Werbepause, die die Spielzeit auf drei Stunden dehnt? Fürs Erste wäre es höchste Zeit für eine Auszeit für die Fifa – eine Rote Karte. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2022)

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