Prozess

Aktivistin verteidigte Klimaprotest-Klebeaktion an Van Gogh-Gemälde

Der Suppenprotest auf Van Goghs Sonnenblumen erlangte weltweit mediale Beachtung.
Der Suppenprotest auf Van Goghs Sonnenblumen erlangte weltweit mediale Beachtung.APA/AFP/Just Stop Oil/HANDOUT
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Mitglieder der Gruppe "Just Stop Oil" hatten sich an einen Bilderrahmen in der Londoner Courauld Gallery festgeklebt und einen Schaden von 2300 Euro verursacht. "Wenn es um Protest geht, bekommt man mit Reden keine Plattform."

Eine Klimaaktivistin, die sich in London aus Protest gegen Ölförderung an einem Bild des Malers Vincent van Gogh festgeklebt hatte, hat die Aktion vor Gericht verteidigt. Sie sei sicher, dass der Besitzer des Gemäldes dem Protest zugestimmt hätte, sagte Emily Brocklebank am Dienstag vor dem Westminster Magistrates Court in London. "Jeder gute Mensch würde dem Versuch zustimmen, das Leben auf der Erde zu erhalten."

Die 23-Jährige und ein 22-Jähriger sind wegen Sachbeschädigung angeklagt. Die Aktivisten der Organisation „Just Stop Oil" hatten sich am 30. Juni am Rahmen des Gemäldes "Blühende Pfirsichbäume" (1889) in der Londoner Courtauld Gallery festgeklebt. Dabei soll ein Schaden von knapp 2000 Pfund (2300 Euro) entstanden sein. Die Vorwürfe gegen einen 21-jährigen Aktivisten, der Sicherheitskräfte abgelenkt haben soll, wurden fallengelassen. Er erhielt aber eine Geldstrafe, weil er nicht vor Gericht erschien.

"Wenn es um Protest geht, bekommt man mit Reden keine Plattform", sagte Brocklebank. "Durch das Kleben entsteht eine Geschichte, der die Medien folgen wollen." Die Studentin sagte, sie habe nicht damit gerechnet, dass ihre Handlungen großen Schaden anrichte. "Kleber geht wieder ab", sagte sie. Kuratorin Karen Serres bezifferte den Wert des Rahmens aus dem 18. Jahrhundert auf etwa 20.000 Pfund.

Erste internationalen Urteile werden gesprochen

Als Initialzündung für die Kunst-Attacken gilt eine Aktion von „Just Stop Oil" in der Londoner National Gallery, wo zwei junge Frauen Tomatensuppe in Richtung des berühmten Werks "Sonnenblumen" von van Gogh geworfen worden. Vor Gericht plädierten sie auf nicht schuldig, am 13. Dezember soll der Prozess wegen Sachbeschädigung in der britischen Hauptstadt beginnen. In Den Haag gab es bereits einen Richterspruch: Drei Männer wurden wegen einer Attacke auf das Johannes-Vermeer-Gemälde "Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" zu zwei Monaten Haft - davon einer auf Bewährung - verurteilt.

Museen und Galerien weltweit sind alarmiert. "Die verantwortlichen Aktivisten unterschätzen die Zerbrechlichkeit dieser unersetzlichen Objekte, die als Teil unseres Weltkulturerbes erhalten werden müssen, stark", hieß es jüngst in einer gemeinsamen Mitteilung der Chefs von mehr als 100 Kunstinstitutionen. Doch der aufsehenerregende Protest stößt durchaus auf Verständnis.

"Interessieren wir uns wirklich mehr für van Goghs Sonnenblumen als für echte?"

"Die Klimaaktivisten haben zu 1000 Prozent recht. Und ich unterstütze sie zu 1000 Prozent", sagte der irische Rockmusiker und Umweltschützer Bob Geldof dem Sender Radio Times. Die Aktivisten seien clever, dass sie die eigentlichen Werke nicht beschädigten. So seien die Attacken lediglich lästig. "Und lästig ist ganz gut." "Guardian"-Kolumnist Monbiot fragte rhetorisch: "Interessieren wir uns wirklich mehr für van Goghs Sonnenblumen als für echte?" Ebenfalls im "Guardian" lobte Aileen Getty, Enkelin des Ölmagnaten J. Paul Getty, die Klimaaktivisten: "Gewaltfreier, ziviler Widerstand funktioniert."

(APA/dpa)

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