Gesundheit

"Gibt keine Zauberformel": Streik in Wiener Ordensspitälern

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ)
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ)APA/EVA MANHART
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Fehlendes Geld und Personal treibt die Beschäftigten der Wiener Ordensspitäler auf die Straße. Gesundheitsstadtrat Hacker appelliert für eine gemeinsame Lösung.

Der Personalmangel im Gesundheitssystem wird immer spürbarer, die Unzufriedenheit unter den Betroffenen wächst. An den Wiener Ordensspitälern wird deswegen heute, Mittwoch, gestreikt. Gefordert werden „nachhaltige" Gehaltserhöhungen, wie Gerald Mjka der Vida-Gewerkschaft im Ö1-„Morgenjournal“ betonte. „Es gibt keine Rücksicht. Der nicht enden wollende Druck in den Spitälern hört nicht auf.“

Wiener Spitalsärztinnen und -ärzte sehen bereits massive Qualitätsverluste und Engpässe bei der Patientenversorgung. Das geht aus einer Studie der Ärztekammer Wien hervor. Auch an der Stadtpolitik wurde harsche Kritik geübt. Sie tue nichts gegen die Probleme in Wiener Krankenhäusern, gab die Mehrheit der Befragten an.

Hacker: Gemeinsam Lösung finden

Diese Kritik wies Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ebenfalls im „ORF"-Radio zurück. „Wir haben für die Wiener Spitäler erst kürzlich eines der größten Bauprogramme einstimmig verabschiedet“, sagte Hacker. Dabei werden die Spitäler um insgesamt 5,4 Milliarden Euro saniert und „natürlich auch die Arbeitsbedingungen verbessert“. 

Er bestätigte jedoch, dass es an Menschen und monetären Mitteln fehle. Aber nicht nur das: Die Probleme seien komplex, eine „Zauberformel“, um sie zu lösen, gebe es nicht. Seiner Ansicht nach seien daher Bund, Länder und Gesundheitsverbund gemeinsam gefordert, eine Lösung zu finden. 

„Covid belastet tagtäglich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter"

Wie diese aussehen könnte, ließ Hacker im „ORF"-Interview zwar offen, skizzierte dafür aber ausführlich die Ursachen: Seit dem Aufkommen des Coronavirus sei der Alltag in Krankenhäusern ein anderer, so der Stadtrat. Und: Das werde, auch wenn die Pandemie politisch vielfach für beendet erklärt werde, auch noch länger so bleiben. Denn: Nach wie vor liegen viele Patientinnen und Patienten in Zusammenhang mit Covid-19 in den Wiener Spitälern. „Das belastet tagtäglich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte Hacker.

Dass diese Belastungen mit mehr Geld beglichen werden sollten, relativierte der Sozialdemokrat: Der Großteil der Ärztinnen und Ärzte würde „einen großartigen Job machen“. Allerdings: „Fakt ist, der Gesundheitsverbund zahlt in Wien die höchsten Gehälter.“ Zugleich räumte er ein, nichts beschönigen zu wollen. Es gäbe keine „Zauberformel“. Zur Bewältigung der „riesigen Herausforderungen“ brauche es mehr Geld im System. Aber, wie schon gesagt: „Dafür braucht es eine gemeinsame Lösung.“ 

Warnstreik: „Wir wollen mehr Geld"

10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von sechs Wiener Ordensspitäler sind am Mittwochvormittag in einen Warnstreik getreten. Damit wollen sie den Druck in ihren Sonder-Kollektivvertragsverhandlungen erhöhen. Gewerkschaft und Ärztekammer verlangen ein Gehaltsplus von 500 Euro brutto monatlich. Die Spitäler bieten eine sozial gestaffelte Einmalzahlung von bis zu 1000 Euro netto und das Vorziehen der nächsten Kollektivvertragsperiode um zwei Monate. Ersteres lehtn die Vida ab. Am Donnerstag, wird weiterverhandelt.

APA/EVA MANHART

Für die Medien versammelten sich Ärztinnen und Ärzte sowie Personal aus Pflege, Administration und Technik Mittwochfrüh vor dem Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien-Hernals. "Wir wollen, wir wollen, wir wollen mehr Geld!", lautete die im Sprechchor vorgetragene Forderung der Gruppe. Mit Transparenten wurde das Verlangen nach 500 Euro Teuerungsausgleich unterstrichen.

>>> Bericht im Ö1-„Morgenjournal“ 

(APA/Red.)

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