Syrien

Erdoğan lässt Zeitpunkt für Bodenoffensive gegen Kurden offen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Verteidigungsminister Hulusi Akar
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Verteidigungsminister Hulusi Akar APA/AFP/TURKISH PRESIDENTIAL PRE
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Der türkische Präsident erneuert seine Drohung vor einer Bodenoffensive gegen kurische Milizen in Syrien. Russland ruft dazu auf, davon abzusehen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan untermauert seine Drohung mit einer Bodenoffensive gegen kurdische Milizen in Syrien, lässt aber den Zeitpunkt des Beginns offen. "Wir setzen den Einsatz aus der Luft fort und werden zum für uns günstigsten Zeitpunkt von Land aus hart gegen die Terroristen vorgehen", sagte Erdoğan am Mittwoch vor den Abgeordneten seiner AKP-Partei. Russland rief die Türkei unterdessen auf, von einer umfassenden Bodenoffensive in Syrien abzusehen.

"Wir hoffen, dass unsere Argumente in Ankara gehört werden und andere Wege zur Lösung des Problems gefunden werden", sagte der russische Unterhändler Alexander Lawrentjew in Kasachstan. Er war dort zu einer weiteren Runde von Syrien-Gesprächen mit türkischen und iranischen Delegationen zusammengetroffen.

Die Türkei sei entschlossener denn je, ihre südliche Grenze mit einem Sicherheitskorridor abzusichern, sagte hingegen Erdoğan. Die territoriale Integrität Syriens werde dabei berücksichtigt, ebenso wie die des Irak. Dort geht die Türkei ebenfalls gegen Kurden-Milizen vor.

471 Ziele bisher angegriffen

Die türkische Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn der jüngsten Militäroffensive im Irak und in Syrien 471 Ziele angegriffen. Dabei seien insgesamt "254 Terroristen neutralisiert" worden, erklärte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar am Mittwoch. "Die Operation wird mit Angriffen aus der Luft und mit landgestützten Geschützen fortgesetzt", so Akar. Er machte keine Angaben zu möglichen zivilen Opfern. Seine Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Seit der Nacht auf Sonntag geht die Türkei im Nordirak und in Nordsyrien mit Luftangriffen gegen die syrische Kurdenmiliz YPG und die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vor. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan erwähnte zuletzt auch die Möglichkeit einer Bodenoffensive gegen kurdische Stellungen.

Die türkische Regierung brachte ihre Luftangriffe in Zusammenhang mit einem Anschlag auf der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal vor über einer Woche. Sie sieht die YPG und die PKK als Drahtzieher des Anschlags, beide hatten das jedoch zurückgewiesen. Die Ermittlungen laufen noch, die genauen Umstände der Tat sind ungeklärt.

(APA/dpa/Reuters)

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