Ermittlungen

Staatstrojaner "Subzero": Anwälte bespitzelt, mit Geheimdiensten verhandelt

Die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst, vormals Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, in Wien Landstraße (Archivbild).
Die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst, vormals Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, in Wien Landstraße (Archivbild).(c) Alex Halada / picturedesk.com
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Prominente Anwaltskanzleien wurden vom Staatstrojaner „Subzero“ der Wiener Firma DSIRF befallen. Aber auch österreichische und deutsche Geheimdienste verhandelten mit dem Unternehmen.

Wien. Ein Bericht des Europaparlaments warnt vor einem „Spyware-Hotspot Österreich“. Ein Grund ist die Wiener Firma DSIRF, die an einem Staatstrojaner arbeitet, der als Schadsoftware missbraucht wurde. Bekannt wurde das durch eine Microsoft-Warnmeldung. Mit „Subzero“ wurden prominente Anwaltskanzleien infiziert. Andererseits verhandelten sowohl das Heeresnachrichtenamt (HNA) als auch der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) mit DSIRF. Der Fall zeigt, wie nahe sich Cybersicherheit und Cyberkriminalität sind.

Im Sommer veröffentlichte der amerikanische Softwareriese Microsoft eine Warnung: Mit der DSIRF-Software Subzero seien Anwaltskanzleien in Europa und Südamerika infiziert worden. DSIRF war schon davor medial aufgefallen: Ex-Kanzler Christian Kern vermietete seine Nachbarwohnung an die Firma. Im Wirecard-Kontext tauchte das Unternehmen ebenso auf – in den E-Mails des flüchtigen Wirecard-Chefs Jan Marsalek wurde eine Präsentation gefunden. Diese soll - soweit Dsirf das rekonstruieren kann, aus dem Innenministerium an Marsalek geleaked worden sein. Wie es dazu kam ist unklar. In dieser Präsentation sind prominente russische Unternehmen als Kunden angeführt. Das eröffnete viel Raum für Spekulation. Ein Unternehmenssprecher wehrte sich in einem Gespräch mit der „Presse“ gegen die vermeintliche berufliche Russland-Nähe ebenso vehement wie gegen die Microsoft-Bezichtigungen.  Er bezeichnete DSIRF als Opfer eines Mitarbeiters und versprach volle Aufklärung. Die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) schaltete sich ein, um den Fall zu prüfen. Der „Presse“ liegen die Ermittlungsergebnisse nun vor.

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