Ein Film, der uns verschlingt und am Ende wieder ausspuckt – und man ist sich nicht sicher, ob man heil geblieben ist: Luca Guadagninos „Bones and All“ über Schuld, Freiheit und die alles verzehrende Liebe – nicht nur unter Kannibalen.
Er hat sie gerochen. Menschenfresser können das, andere Menschenfresser riechen. Sie riechen auch meilenweit, wenn jemand mit dem Tode ringt, und manchmal kommen sie dann, dringen ins Haus ein, warten. Ist das kaltblütiger Mord, wenn so ein Menschenfresser dann nicht die Rettung ruft? Oder denkt er, das sei nur unterlassene Hilfeleistung? Was fühlt die alte Frau, die da reglos am Boden liegt in ihrem Nachthemd, die weißen Haare auf dem Boden ausgebreitet, und ein Fremder schlurft über den Flur, schaut hin und wieder vorbei im Zimmer: Lebt sie noch? Stirbt sie schon?