Unernst. Wichtig für die Arbeit der in New York lebenden Deutschen Melitta Baumeister: ein Quäntchen Humor im Design.
Kleiderkunst

Diese Mode macht Körper zu Kunstfiguren

Der Form des Körpers nicht nur folgen, sondern eine völlig neue Gestalt vorgeben: Wie extreme Ausprägungen der Mode sogar die Wirklichkeit überwinden wollen.

Wärmen, schützen, verhüllen – das sind im Wesentlichen die Kernkompetenzen von Kleidung und damit die Grundlagen einer seit Menschengedenken anhaltenden Beziehungsgeschichte zwischen Körper und umgebendem Textil. Doch im Lauf der Zeit gesellte sich zu diesen Minimalanforderungen noch vieles andere, wurden die Erwartungen komplexer. Aus der bloßen Verhüllung sollte Repräsentation, Kommunikation, Körperkonstruktion werden: Je ausgefeilter die Methoden der Verarbeitung, desto mehr erwartete man sich – zunächst freilich nur in gewissen elitären Schichten, denen die Raffinessen der ständischen Moden vorbehalten blieben – die Zusatzfunktion einer Stattlichmachung und eines Aufpfropfens von Eigenschaften, die dem Körper eventuell gar nicht mitgegeben waren.

Das führte im Lauf der Jahrhunderte zu den interessantesten Ausbuchtungen, Streckungen und Verbreiterungen. Man denke nur an die Schamkapseln, die auf die ritterliche Zeugungsfähigkeit unter einem Harnisch verwiesen, oder an die bis ins Groteske verbreiterten Hüftpartien höfischer Kleider. An einen nicht minder skurrilen, das Hinterteil ausstellenden „Cul de Paris“ oder die ab dem Ende des 18. Jahrhunderts für Männer standardisierte Silhouette eines Anzugs, der einen idealen V-Körperbau ungeachtet der physischen Gegebenheiten erahnen ließ.

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