Kosovos Premier Thaçi vergleicht Marty mit Goebbels

Hashim Thaci
Hashim Thaci(c) AP (Visar Kryeziu)
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Der Europarats-Berichterstatter Marty wirft dem kosovarischen Premier Thaçi Organhandel vor. Thaçi spricht von "Lügenmärchen". Der Unterton von Martys Bericht sei "rassistisch".

Der kosovarische Premier Hashim Thaçi setzt sich vehement gegen Vorwürfe des Organ- und Drogenhandels zur Wehr. Er werde "mit allen juristischen und politischen Mitteln" gegen den Bericht des Schweizer Sonderberichterstatters des Europarates, Dick Marty, ankämpfen. Das erklärte Thaçi in einem Interview für den Berner "Bund" und den Zürcher "Tages-Anzeiger", das die beiden Blätter am Donnerstag veröffentlichten. Bereits Mitte Dezember bestritt er im "Presse"-Interview vehement die Vorwürfe und empfahl Marty gute Anwälte.

Martys Bericht enthalte viele "Lügenmärchen" und stütze sich auf "Gerüchte", so der ehemalige Führer der albanischen UCK-Freischärler. "Die Art und Weise, wie Marty seinen Bericht geschrieben hat, erinnert mich an die Propaganda von Joseph Goebbels (Hitlers Propagandaminister, Anmerkung)". Der Unterton "dieses Pamphlets" sei "rassistisch".

"Offen für weitere Ermittlungen"

Der Verdacht des Organhandels sei bereits von den Vereinten Nationen, der UNO-Verwaltung im Kosovo (UNMIK) sowie von der EU-Rechtsstaatsmission EULEX untersucht und entkräftet worden. "Dennoch: Ich bin offen für weitere Ermittlungen", sagte der kosovarische Ministerpräsident. Allerdings müssten sich sämtliche Staatsanwälte darauf einstellen, dass es "kein einzige Beweisstück" gebe.

Auch von geheimen UCK-Gefängnissen in Nordalbanien will Thaçi nichts wissen. Bankkonten in der Schweiz besitze er auch nicht: "Die Vorwürfe über sogenannte Bankkonten in der Schweiz stammen aus serbischen Krawallblättern." Er habe bloß ein Schweizer Bankkonto besessen, als er Ende der neunziger Jahre in Zürich studiert habe.

In dem vom Schweizer Ständerat Dick Marty verfassten Bericht des Europarates heißt es unter anderem, UCK-Rebellen hätten während des Kosovo-Krieges Serben nach Albanien verschleppt, um ihnen dort Organe zu entnehmen. Diese seien dann im Ausland zur Transplantation verkauft worden. Als einer der Drahtzieher wurde Kosovos heutiger Regierungschef Hashim Thaçi bezeichnet. Er soll als Mafiaboss auch in den Drogen- und Waffenhandel verstrickt sein.

(Ag.)

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