Fahrbericht

Porsche Taycan GTS Sport Turismo: Mehr als ein Umspannwerk auf Rädern

Limousinenlänge mit 4,9 Metern, viel Platz für vier Personen, praktisch ausgeführte Heckpartie mit Klappe und umlegbarer Rücksitzbank.
Limousinenlänge mit 4,9 Metern, viel Platz für vier Personen, praktisch ausgeführte Heckpartie mit Klappe und umlegbarer Rücksitzbank. Clemens Fabry
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Der Taycan ist ein großes und schweres Elektroauto, dennoch vermittelt er Porsche-Feeling unverdünnt. Mit dem GTS wäre die goldene Mitte des Antriebs gefunden, Sport Turismo steht für Kombi-Look samt Nutzwert.

Seit Ende 2019 ist der erste vollelektrische Porsche auf dem Markt – die Elektroautos, mit denen schon Ferdinand Porsche, Vater des Firmengründers Ferry, um das Jahr 1900 in Wien zugange war, die darf man an der Stelle erwähnen, jene „Lohner-Porsche" aus der Pionierzeit zählen aber natürlich nicht dazu.
Der Taycan jedenfalls: Da hat Porsche schon punktgenau abgeliefert. Das Auto überzeugt im Sinn der Marke und hat sich so im Absatz auch flott vor den Evergreen 911 gereiht. Dass es aktuell und wohl nur kurzfristig wieder anders ist, liegt am Mangel an Bauteilen, der den chipbedürftigeren Taycan in der Produktion härter trifft.

Sekunden zählen

Vorne unter der Haube: Kein Achtzylinder, sondern etwas Stauraum. Jawohl, ein Frunk.
Vorne unter der Haube: Kein Achtzylinder, sondern etwas Stauraum. Jawohl, ein Frunk.Clemens Fabry
Porsche-Feeling am Volant des Tacan GTS.
Porsche-Feeling am Volant des Tacan GTS.Clemens Fabry

Porsche Taycan GTS Sport Turismo

Zu einem erfolgreichen Roll-out gehört längst auch die lukrative Vielfalt an (kostengünstig herzustellenden) Versionen, denen mit GTS als Antriebs- und Sport Turismo als Karosserievariante zwei weitere hinzugefügt wären.
GTS ist auch beim Taycan die sozusagen goldene Mitte im Modellprogramm: Das Kürzel steht (neben dem historischen Beiklang) für prononcierte Sportlichkeit zum Mittelwert aus Einstieg und Ausklang der Preisliste. Um es gleich zu sagen: Alles mehr an Motorleistung kommt einem im Taycan GTS wie pure Dekadenz selbst für Porsche-Verhältnisse vor. Denn ja, 380 Kilowatt Peakleistung, kurzfristig sogar 420 kW, also gut 600 PS, gestatten ein markenwürdiges Auskommen auf unseren Straßen.
Wer ein langes freies Stück findet, mag vielleicht einmal anhalten, die Launch Control aktivieren, also im Sportmodus gleichzeitig auf Bremse und Fahrpedal steigen, dann die Bremse loslassen und die Sekunden bis Tempo 100 zählen, ohne dabei weit zu kommen (mit dem Zählen). Kein Bedarf hier an Verbrennerkrawall, wir empfehlen bloß die Klanguntermalung „Iconic Sounds“ zur stimmigen Beschallung des Innenraums.
Im Alltag, in dem man selten allein verkehrt, sind es andere Qualitäten, die mitzureißen vermögen: die sagenhafte Balance des Fahrwerks aus gut (luft-)federnder Straffheit ohne Härte, Allradtraktion, höchste Lenkpräzision und Eins-a-Geradeauslauf. Kurz: Porsche-Feeling nach Panamera-Art, im Zweifelsfall mehr 911 als Cayenne. Apropos: Wie jedes Auto, das eine große Batterie mit sich führt, ist der Taycan GTS schwergewichtig, 2310 kg ohne Fahrer. Aber es fühlt sich nun einmal nicht so an, selbst bei flotter Kurvenfahrt, bei der einem neben aller Fahrwerksalchemie der niedrige Schwerpunkt und grandiose Bremsleistung in die Karten spielen. Der Taycan ist aber auch gut im Langsamfahren, im geschmeidigen Dahinrollen, auch hier sind Elektromotoren der Explosionskraftmaschine naturgemäß überlegen.
Sport Turismo (ST) steht wiederum für einen gewissen Nutzwert, den die quasi Kombivariante der Limousine voraushat. Man kann schon den Look der erhöhten Heckpartie attraktiver finden, faktisch gehen deutlich mehr Stauraum durch die umlegbare Rücksitzbank und ein besserer Zugang dorthin zur Hand, sodass man zum Beispiel für den Transport eines Fahrrads nicht gleich Dach- oder Heckträger bemühen muss, wobei Porsches Zubehörprogramm hier selbstredend noch einige Ausgaben ermöglicht.
Da wir gerade vom Alltag sprechen: Hier stehen beim BEV andere Leistungen im Vordergrund, zuvorderst Reichweite und Laden. Wir kamen im Testbetrieb knapp an die 400 Kilometer, wobei wir nie zum sozusagen Auslitern gelangten: Das Lademanagement spricht sich mit der Navigation stets so ab, dass man schnelles Laden auf seinen Wegen kaum vermeiden kann.
Hält man an einer der 350-kW-Apparaturen etwa von Ionity, ist der Tankstopp zuweilen fast ebenso schnell absolviert wie das Hantieren an der Zapfsäule mit anschließendem Anstehen an der Kassa. Wenn der Strom mit bis zu 270 kW ins Gebälk fährt, das Display 20 km Reichweite pro Minute anzeigt, das nennt man dann Sprinten im Stillstand.Maße: L/B/H: 4963/1966/1391 mm. Radstand: 2900 mm. Leergewicht: 2385 kg. Kofferraum vorn: 84 l, hinten: 446–1212 l.
Antrieb: PSM an Vorder- und Hinterachse, Leistung max.: 380 kW (517 PS), Drehmoment max.: 850 Nm. Batteriekapazität: 83,7 kWh netto. Ladeleistung (DC) max.: 270 kW. Allradantrieb. Einganggetriebe vorn, Zweiganggetriebe hinten. 0–100 km/h in 3,7 sec. Vmax: 250 km/h.Reichweite im Test: 390 km.
Preis: ab 135.847 Euro.

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