Wien Modern

Requiem für Pasolini als wehmütige Erinnerung

Komponist Stefano Gervasoni und Videokünstler Paolo Pachini gedachten des Filmregisseurs.

Ist das eine Leinwand auf der Leinwand? Ein weißes Tuch wirft Falten. Palastarchitektur blendet sich darüber. Die Instrumente rotten sich zu einem Anlauf zusammen, der an einen aufgehenden Vorhang denken lässt: Bühne frei für Stickereien mit religiösen Motiven, Zugfahrten durch Rom und das Land, den Blick auf Wasserwellen, Fabriksschlote, auf Arme und Hände, die Blumen und Beeren zerreiben. Die Musik hat etwas Erzählerisches, scheint aber gern auch Zustände zu beschreiben: litaneiartig, mit repetitiven Mustern, die sich subtil abwandeln – stöhnend, knackend, knarzend. Und bald darauf die erste wehmütige Erinnerung an die musikalische Renaissance. Wird da eine verlorene Unschuld beschworen? Eine wiedergefundene – oder erfundene? So beginnt „In Nomine PPP. Cantata per Pier Paolo Pasolini“.

Wir seien „gleichsam Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, um mehr und Entfernteres als diese sehen zu können – freilich nicht dank eigener scharfer Sehkraft oder Körpergröße, sondern weil die Größe der Riesen uns emporhebt“: ein berühmt gewordenes Gleichnis dafür, dass wir nichts wären ohne die fundamentalen Errungenschaften und Einsichten unserer Ahnen. Man mag schmunzeln, gar erschauern bei der Erkenntnis, dass die viel zitierten Worte bereits auf die Mitte des 12. Jahrhunderts zurückgehen . . .

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