Mitte Dezember soll verkündet werden, ob der Direktor bleibt. Bettina Hering, Marie Rötzer und Maria Happel sollen zu Hearings eingeladen sein.
Leichtes Spiel sieht anders aus: Wurden in der Vergangenheit des Burgtheaters Vertragsverlängerungen der amtierenden Direktoren in der Regel ohne viel Aufhebens durchgewinkt, so muss sich Martin Kušej derzeit erneut beweisen. Ob der Kärntner, der seit der Saison 2019/20 das Haus führt, auch ab 2024 noch weiter wirken soll, wird demnächst entschieden.
15 Personen, darunter auch Teams, haben sich für die Leitung beworben. Aktuell (also am Montag und Dienstag) finden laut Medienberichten nun Hearings statt, noch vor Weihnachten soll die Entscheidung verkündet werden. Unter den eingeladenen sechs Personen sollen sich dem „Kurier" zufolge Amtsinhaber Martin Kušej, Bettina Hering, Marie Rötzer und Maria Happel befinden.
Hering verlässt nach den kommenden Salzburger Festspielen ihre dortige Position als Schauspielchefin, Happel spielt am Burgtheater und leitet das Max Reinhardt-Seminar sowie die Festspiele Reichenau, Marie Rötzer ist Intendantin des Landestheater Niederösterreich. Immer wieder als Favoritin wurde Barbara Frey genannt, von der derzeit eine "Das weite Land"-Inszenierung am Akademietheater zu sehen ist. Dem "Standard" teilte sie nun auf Anfrage mit, sich nicht beworben zu haben. Das ist freilich auch nicht unbedingt nötig. Auf eine "profil"-Anfrage, ob man auch aktiv Personen angesprochen habe, die sich im Vorfeld nicht beworben haben, hieß es seitens des Kunststaatssekretariats nur, man wolle "vor der Entscheidung keine weiteren Details bekannt geben". Diese Entscheidung soll vor Weihnachten fallen.
Andreas Beck, Intendant am Münchner Residenztheater mit viel Wien-Erfahrung, hatte erklärt, keine Ambitionen zu hegen, seinen eben erst in München verlängerten Vertrag nicht zu erfüllen. Als mögliche Burgtheater-Direktorin wurde auch Karin Beier genannt, die Intendantin des Hamburger Schauspielhauses - sie hat das Gerücht aber am 5. Dezember ausdrücklich dementiert.
Kušej: Das hat nichts mit Willkür oder Chaos zu tun
Gegenüber dem neuen "profil" tritt Kušej neuerlich Vorwürfen entgegen, am Haus herrsche ein "oft respektloser Umgangston", der "bis ins Cholerische" gehe, "Willkür" und eine "Atmosphäre der Angst": "Mit der Wirklichkeit hat das nichts zu tun. Ich führe authentisch, mit Respekt und Hingewandtheit zu meinem Ensemble und auf Augenhöhe. Ich bin sicher manchmal impulsiv oder einfach ungeduldig, aber ich höre auch zu und lasse mich überzeugen. Das hat nichts mit Willkür oder Chaos zu tun, sondern mit Respekt und dem Wunsch, das Beste zu machen."
Das Echo zu Kušejs Saisonen ist durchwachsen. Gewiss kam ihm Corona in die Quere. Dass er während der Pandemie aber kaum Präsenz gezeigt hat, soll auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer wenig zufrieden gestimmt haben. Die schon länger kolportierte Kompromissvariante, dass Kušej nur für zwei Jahre verlängert werden könnte, hat dieser selbst abgelehnt: "Ich bin da überhaupt noch nicht fertig." Gemunkelt wird nun, ob es über Umwege nicht doch dazu kommen könnte. Indem Kušej etwa auch mit einem offiziellen Fünfjahresvertrag nach zwei Jahren freundlich in die Pension geschickt werden könnte - mit Saisonende 2026 wäre er 65 Jahre alt.
Laut "Kurier" ist neben Bundestheater-Holding-Chef Christian Kircher u.a. auch Ensemblesprecher Philipp Hauß in der Bestellungskommission.
(red.)
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