Gegengift

In der Hölle ist es bitterkalt

Man kann die Praxis der Wärmestuben gar nicht genug loben.

Temperaturen werden ungemein subjektiv empfunden. Das ist auch bei den Nutzern all der Säle und Kammern im „Gegengift“ so. Die Kinogeherin fröstelt im Videosaal bei „La tenda rossa“, wenn die Klimaanlage im Hochsommer den Raum auf 25Grad Celsius runtergekühlt hat. Der Leser in der Literaturstube reißt mitten im Winter das Fenster auf, weil ihm die mittels Elektroofen erzeugten 21 Grad bei der Lektüre von „The English Patient“ zu heiß sind.

Er ist die Ausnahme. Bei uns scheint die Angst vor der Kälte weiter verbreitet zu sein als die Hitzetodphobie. Selbst der Klimawandel hat bisher nichts Wesentliches daran geändert. Wahrscheinlich hat Dante recht. In der „Commedia“ steigt dieser Dichter mit Vergil ins Inferno hinab. Dort landen sie schließlich im Neunten Kreis, bei den Verrätern auf einem gefrorenen See. In der Hölle ist es bitterkalt: „Die Donau in Österreich breitet im Winter kein so dichtes Tuch über ihren Lauf, auch nicht der Don, fern unter dem kalten Himmel . . .“ Das Zähneklappern beginnt. Mittendrin steckt der Teufel.

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