Kunstmarkt

Preisniveau auch für jüngere Käufer

Marinella Senatoris Neonportal vor dem Eingang der Kunstmesse Abu Dhabi Art  im Kulturzentrum Manarat Al Saadiyat.
Marinella Senatoris Neonportal vor dem Eingang der Kunstmesse Abu Dhabi Art im Kulturzentrum Manarat Al Saadiyat.(c) Courtesy Abu Dhabi Art
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Das Messekarussell dreht sich wieder: Messemüdigkeit ist nach der Pandemie jedenfalls kein Thema mehr. Bei den Kunstmessen in Turin und Abu Dhabi geht es um Kunst und kulturellen Austausch.

Das erste Postcorona-Messejahr ist fast vorbei. Dachten wir letztes Jahr in Zeiten von Lockdown und Impfpasskontrollen noch, die Pandemie würde das Messekarussell verlangsamen, ist jetzt gewiss: Es hat sich nichts geändert. Fast nichts. Die Messen stehen vor der Herausforderung, ihr Profil zu schärfen – was nicht allen gelingt. Auf der mit Modeständen durchsetzten Frieze Art Fair in London etwa war eine große Verunsicherung der Galerien zu beobachten: Es wurde fast ausschließlich – wenig experimentelle – Malerei angeboten. Die geschrumpfte Viennacontemporary verfrachtete die staatlich geförderte Sektion für junge Kunst wohl aus Platzmangel in einen fast unrenovierten Keller. Wie anders dagegen die Messen in Turin und Abu Dhabi! Beiden gelang es, ihre Nische auszubauen.

Kuratiert. Die 29. Artissima begeisterte dank des Teams von externen Kuratoren mit museumsreif kuratierten Sektionen wie „Present Future“ und Papierarbeiten. Die Abu Dhabi Art baute mit den Schwerpunkten Nordafrika und Türkei überzeugend ihren regionalen Fokus aus. Beide Messen kommen dabei weitgehend ohne Mega-Galerien aus, was der im Februar berufene neue Direktor der Artissima, Luigi Fassi, programmatisch sieht: „Wir wissen, dass eine jüngere Sammlergeneration andere Messen benötigt. Darum bieten wir etwas Spezielles: Wer hierher kommt, sucht keine Blue Chips, sondern Entdeckungen. Das ist eine große Herausforderung, dafür müssen wir immer up to date sein“, erklärt er. Anfang November brachten 174 Galerien aus 28 Ländern hochqualitative Skulpturen, Fotografien und Malerei mit. 42 Galerien nahmen erstmals teil, 33.200 Besucher kamen. In der „konzentrierten Auswahl“, wie Fassi es nennt, sieht er für Institutionsleiter das Angebot einer „Optimierung des Verreisens“ – was noch unterstützt werde mit den Ausstellungen in der Stadt: Zu sehen sind die Filme zur Black Culture von Arthur Jaffa im OGR oder die jüngst eröffnete, erstmals öffentlich zugängliche „La Pista“ in der Pinakothek Agnelli mit Werken auf der ehemaligen Teststraße des Autohauses Fiat. Das umfangreiche Parallelprogramm in der Stadt betone laut Fassi die Priorität der Artissima: „Es geht hier in erster Linie um Kunst.“

Schwerpunkt der Abu Dhabi Art ist „kultureller Austausch“, wie es Direktorin Dyala Nusseibeh im Gespräch betont. Dafür setzt auch sie auf externe Kuratoren, die junge, innovationsoffene Galerien aussuchen. Gehörten anfangs Mega-Galerien wie Hauser & Wirth oder Pace noch zum fixen Stamm der Messe, so veränderte Nusseibeh das Messeprofil mit ihrem Antritt 2016: „Wir brauchen keine globalen Player. Wir richten uns an Galerien, deren Werke den Interessen der Sammler hier entsprechen“, erklärt sie im Gespräch ihr Konzept. „Hier werden vor allem Werke gekauft, mit denen die Käufer leben wollen, die sie lieben.“ Außerdem kommen sie vom Preisniveau auch den jüngeren Käufern entgegen. Dafür gibt es günstigere, nur 24 Quadratmeter kleine Stände mit Solopräsentationen oder Werken unter dem Preislimit von 4000 Euro. Und es ging heuer perfekt auf! Es kamen mehr Emiratis, aber auch Sammler aus Europa zur Eröffnung als je zuvor. 80 Galerien aus 28 Ländern nahmen teil, darunter 33 zum ersten Mal – auch hier ein Rekord an Neuzugängen.

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