Am Herd

So machen das die Wiener am Christkindlmarkt

Der Schilchersturm wärmte, obwohl er kein Glühwein war, die gebrannten Mandeln pickten süß an meinem Gaumen, und ein Mann sagte zu einer Frau: „Sehen Sie, so machen das die Wiener auf dem Christkindlmarkt.“

Neulich war ich meh. Dieses Wort ist durch unsere Kinder in die Familie gekommen, die mittlerweile der Pubertät entwachsen sind, weshalb sie es auch nicht mehr cringe finden, wenn wir Alten ihre Vokabel aufgreifen – solang wir „meh“ nicht wie „mäh“ aussprechen. Jedenfalls heißt es so viel wie: mies draufsein. Je tiefer das Meh, desto mieser.

Ich war nicht die Einzige, die an dem Tag meh war, Hannah und ihr Freund, Matthias, waren es auch, weil sie nämlich Wohnung suchen, und mein Mann sowieso, denn der ist derzeit in Eisenerz, was im Allgemeinen Grund genug ist für ein sehr tiefes Meh, und jetzt kommt im Speziellen die Kälte dazu. Die Einzige, die sich nicht mies fühlte, war Marlene, das heißt, vielleicht doch, ich weiß es einfach nicht, sie ist seit Tagen abgetaucht, ich vermute Winterschlaf.

Der Vorschlag mit dem Christkindlmarkt kam von Hannah. Was heißt Vorschlag. Sie sagte: „Das brauchen wir jetzt“, also geschah es. Und das, obwohl ich eigentlich ziemlich schlecht auf Christkindlmärkte zu sprechen bin, weil sie nämlich Busladungen voller Touristen anlocken, die viel zu leicht angezogen durch die nebligen Gassen huschen, sich vor dem Wind in überfüllte Lokale flüchten und dann abreisen, ohne zu wissen, wie schön Wien wirklich ist, nämlich immer außer im November und Dezember. Okay Jänner. Und Februar. Aber sonst: immer.

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