Die Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts haben Konjunktur. Der deutsche Historiker Peter Longerich legt eine faszinierende Analyse des Krisenjahres der Weimarer Republik vor. In Kürze erscheint das neue „Presse“-Geschichte-Magazin über die 20er.
Das liest man jetzt immer wieder: Unsere Zeit habe Ähnlichkeit mit den 1920ern. Die Verlagsprogramme sind voll mit Titeln wie „1923“, auch das neue Geschichte-Magazin der „Presse“ bemüht sich um eine differenzierte Darstellung des faszinierenden Jahrzehnts an der Schwelle zur modernen Zeit. Doch sind die Problemlagen heute und damals wirklich gleichsetzbar?
Ja, auch wir haben eine Pandemie hinter uns, wir haben autoritäre und postfaschistische Regierungen am Ruder, zuletzt in Italien, das Vertrauen in Parteien und Institutionen erodiert, auch in Österreich – doch wanken deswegen schon die Fundamente der Demokratie, stehen neue Mussolinis und Hitlers vor der Tür? Wir leiden unter der Preissteigerung, doch ist sie zu vergleichen mit der Hyperinflation von damals? Man ist geneigt, Peter Sloterdijk zuzustimmen, der vor einigen Tagen in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ seine Verachtung gegenüber Menschen äußerte, „die den Unterschied zwischen großen und kleinen Sorgen nicht mehr verstehen“. Er zählt dazu gerade auch die Journalisten, die „berufsmäßigen Betreiber von Verwechslungen“.