Angriffe

Nordsyrien: „Wir werden uns bis zum Ende verteidigen“

Am „Platz der freien Frau“ in Kobanê. Die Stadt, Schauplatz des Kampfes gegen den IS, wurde nun von der Türkei beschossen.
Am „Platz der freien Frau“ in Kobanê. Die Stadt, Schauplatz des Kampfes gegen den IS, wurde nun von der Türkei beschossen.APA/AFP/DELIL SOULEIMAN
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Roksan Muhamed, Sprecherin der YPJ-Kämpferinnen, warnt vor einer türkischen Bodenoffensive. Und sie berichtet von einem Luftschlag auf die Wachen des al-Hol-Camps, in dem IS-Angehörige inhaftiert sind.

Es sind Attacken mit Artillerie, Flugzeugen und Drohnen. Seit mehr als einer Woche greifen die türkischen Streitkräfte den Norden Syriens an. Und die Führung in Ankara stellte bereits klar: Die Bombardements sind nur die Vorbereitung für eine noch größere Offensive. „Sie haben Stromleitungen, Schulen, Krankenhäuser und Erdölanlagen zerstört“, berichtet Roksan Muhamed im Telefongespräch mit der „Presse“. „Die Türkei will die Bevölkerung demoralisieren, damit die Menschen aus dem Gebiet flüchten.“
Roksan Muhamed ist Sprecherin der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ). Gemeinsam mit den Volksverteidigungseinheiten (YPG) bilden sie das Rückgrat der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) – des Militärs der Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien.
Schon vor Tagen hatte der türkische Staatschef, Recep Tayyip Erdoğan, gedroht, dass sein Militär auch am Boden losschlagen werde.

Und am Montag zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen türkischen Regierungsvertreter mit den Worten: „Die türkischen Streitkräfte brauchen nur noch ein paar Tage, bis sie völlig bereit sind. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Operation beginnt.“ Für eine Bodenoffensive warte man nur noch darauf, dass Präsident Erdoğan der Marschbefehl gebe.
„Wir wollen keinen Krieg“, sagt dazu die Sprecherin der Frauenverteidigungseinheiten. „Wenn die Türkei angreift, müssen wir uns aber wehren.“ YPG und YPJ hätten bereits die Jihadisten des sogenannten Islamischen Staates vertrieben. „Unsere Aufgabe ist es, dieses Land zu schützen. Wenn wir angegriffen werden, werden wir uns bis zum Ende verteidigen.“
Seit 2016 hat die türkische Armee bereits mehrere Vorstöße im Norden Syriens durchgeführt. 2018 marschierte sie nach heftigen Gefechten im Gebiet von Afrin ein. Seit 2019 kontrollieren türkische Soldaten mit verbündeten syrischen Milizen einen weiteren Gebietsstreifen in Nordsyrien. Nun will die türkische Regierung das von ihr besetzte Territorium im Nachbarland offenbar weiter ausweiten.

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