Pizzicato

Die Locke und die Lücke

Auf der VIP-Tribüne hatte es sich Ronaldo bequem gemacht, um seine Nachfolger zu bestaunen.

Vor 20 Jahren hatte er Brasilien in Japan zum Titel geschossen und Oliver Kahn – den deutschen Titanen – mit seinen Toren zum Verzweifeln gebracht. Inzwischen hat er an Fülle zugelegt, seine bizarre Glatze mit dem Haar-Dreieck ist einem Lockenkopf gewichen und die berühmte Zahnlücke ist verschwunden. In Anlehnung an den Favela-Roman „Die Stadt Gottes“ und einen seiner Protagonisten ist er zur „Locke“ mutiert. Mit einem Wort: Der einstige Superstar ist erwachsen geworden.

Das steht seinem Namensvetter noch bevor. Portugals Cristiano Ronaldo, auch schon 37, führte sich wie ein Gockel auf. Ein Flitzer mit politischen Botschaften und sein Landsmann Bruno Fernandes hatten ihm die Show gestohlen. Das Führungstor segelte an seinem Kopf vorbei. Doch CR7 – so sein Logo – jubelte, als hätte eine Haarspitze den Ball noch berührt. Ein Schlag gegen sein Super-Ego. Am Laufsteg der Narzissten in Katar ist ihm der Goldpokal sicher.

Just in Deutschland fand Brasiliens Ronaldo einen Nachahmer. Sturmtank Niclas Füllkrug avancierte zum Retter der Nation, weil er in eine Lücke spritzte und mit Wucht einschoss. Eine markante Zahnlücke verhalf ihm zum Spitznamen „Lücke“ – oder wahlweise „Fülle“. Die Fülle wird ohnehin von allein dazukommen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2022)

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