Gericht

Projekt "Triiiple": Drei Hochhaustürme, zwei Prozesse

Triiiple Towers, Christian Gawrilowicz
Triiiple Towers, Christian Gawrilowicz
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Die „Triiiple“-Hochhäuser kommen im nun fortgesetzten Chorherr-Prozess als mutmaßlich unsauber zustande gekommenes Projekt vor. Zudem wollen Bewohner der Türme klagen.

Die neuen Drillingstürme am Donaukanal („Triiiple“), realisiert vom Immobilienkonzern Soravia, sorgen aktuell für doppelte Aufregung. Im Korruptionsprozess gegen den Ex-Stadtplanungssprecher der Wiener Grünen, Christoph Chorherr, kommen die Türme als eines der mutmaßlichen „Schmiergeld“-Projekte vor. Zudem blasen derzeit „Triiiple“-Bewohner zur „Turmrevolte“.

Letzteres hängt allerdings nicht mit den im Chorherr-Prozess erhobenen Amtsmissbrauchs- und Bestechlichkeits-Vorwürfen zusammen, sondern bezieht sich auf die Energieversorgung der markanten Türme. Eine Gruppe von 150 Wohnungseigentümern, lässt nun via PR-Agentur Purkarthofer wissen, dass sie den Rechtsweg beschreiten werde.

Quasi als Vorhut haben zwei Eigentümer aus dem Turm 1 eine Unterlassungsklage eingebracht. Deren Rechtsanwalt Christian Kirner bestätigt dies im Gespräch mit der „Presse": „Die Unterlassungsklage wurde bereits vorige Woche eingebracht." 

Damit soll der zum Soravia-Konzern gehörenden SEM Energie- und Gebäudemanagement GmbH untersagt werden, den in der Nachbarschaft der Türme stehenden, ebenfalls von Soravia errichteten „Austro Tower“ mit Wärme aus der „Triiiple“-Wärmepumpe zu versorgen. Denn: Diese zusätzliche Versorgung würde unter „rechtswidriger Nutzung“ der Haustechnik zweier „Triiiple“-Türme erfolgen. Einen finanziellen Ausgleich bekomme man nicht, so die Kläger.

Auf „Presse“-Anfrage teilt Soravia-Sprecherin Rafaela Reiter dazu mit: Derzeit liege dem Unternehmen noch keine Unterlassungsklage vor. Und: „Die Versorgung des „Austro Tower“ sei vertraglich vereinbart. Dass auch dieses Gebäude „von der schadstofffreien Energie profitiert“, sei ein „Gewinn“ für alle Bewohner des „Quartiers Schnirchgasse“. Nur mit „Quartierdenken“ würden „Lösungen der Zukunft funktionieren“. Die Belieferung von „über das ,Triiiple‘ hinausgehenden Einheiten“ habe den Vorteil, „dass die Anlage mit geringeren Kosten für die ,Triiiple‘-Bewohner verbunden ist, da die Synergien zwischen Wohn- und Büroanforderungen bestmöglich genutzt werden können“. Das heißt: Hinsichtlich des Arguments „Kosten“ weicht der Standpunkt des Konzerns diametral von jenem der Wohnungseigentümer ab.

Allein an der Tatsache, dass die Wohntürme nicht, wie ursprünglich angekündigt, mit Fernwärme der Stadt Wien sondern eben mittels einer Wärmepumpe (diese nutzt das Donaukanalwasser) versorgt werden, stoßen sich etliche Bewohner der Türme. Sie fürchten, dass sie auf den Errichtungskosten dieses Mini-Flusskraftwerks sitzen bleiben.

Von Soravia-Seite heißt es: „Zum jetzigen Zeitpunkt erfolgt diese Produktion von Wärme und Kälte mit weitaus günstigeren laufenden Kosten als die der Fernwärme Wien, welche auch zu mehr als zwei Drittel Energie aus Erdgas für die Bereitstellung ihrer Wärmeleistung benötigt.“ Vor dem Hintergrund dieses Streits mutet es kurios an, dass das erwähnte Flusskraftwerk vor wenigen Tagen mit dem internationalen „Systems Award 2022“ eines US-Gebäude-Councils ausgezeichnet wurde.

Nächste Prozessrunde

Indessen ging am Dienstag der Chorherr-Prozess weiter. Dem früheren Grünen-Politiker wird vorgeworfen, er habe jenen Immobilienfirmen-Firmen, die an seinen Wohltätigkeitsverein zugunsten südafrikanischer Schulkinder spenden, Vorteile bei Immobilienprojekten verschafft. Eines dieser Projekte besteht laut Anklage aus der Errichtung der Drillingstürme. Der nun mitangeklagte Unternehmer Erwin Soravia soll 2017 im Zusammenhang mit den drei Türmen und mit einem anderen Projekt 15.000 Euro gespendet haben. Ein Zusammenhang zwischen Spenden und der Amtstätigkeit Chorherrs wird von Soravia und von allen anderen Vertretern der Immobilienbranche strikt bestritten. Auch Chorherr bekennt sich nicht schuldig.

In den Zeugenstand trat am Dienstag der derzeitige Obmann des von Chorherr gegründeten Spendenvereins. Er nahm den angeklagten Ex-Politiker in Schutz: „Ich kenne niemanden, der weniger korrupt ist als der Magister Chorherr.“

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