Ausstellung

Schlau, witzig, tapfer: Wen stören positive Klischees über Juden?

Benyamin Reich
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Die Schau „100 Missverständnisse“ ist vor allem diskursiv ein starker Auftakt für die neue Leitung des Jüdischen Museums Wien. Es geht um positive Vorurteile, kitschige Bilder – und die mit Ironie gewürzte Selbstkritik, dass Museen der eigenen Art solche Stereotype verfestigt haben.

Juden haben die lustigsten Witze und die tapfersten Soldaten. Sie sind klüger als der Rest, unter ihnen häufen sich Genies und Nobelpreisträger. Sie knüpfen ihre Familienbande wunderbar eng, halten eisern zusammen. Und wenn sie ihre Feste nach uralten Regeln feiern, wie einst im idyllischen Schtetl, wird auch dem Goi und der Schickse warm ums Herz . . . Seit dem Ende des Schreckens gibt es mehr positive Klischees über Juden als negative, und sie selbst reproduzieren sie oft gern. Aber es sind Vorurteile, die das Individuum auf etwas festlegen, was es vielleicht gar nicht sein will oder kann.

Barbara Staudinger liefert mit ihrer ersten Ausstellung als neue Direktorin des Jüdischen Museums Wien einen vor allem diskursiv starken Auftakt: „100 Missverständnisse über und unter Juden“, das sind zugleich 100 Themen, über die man grübeln, diskutieren, streiten kann. Alle neun Kuratoren waren beteiligt, sie gingen mit Witz und Selbstkritik ans Werk. Die meisten jüdischen Museen gibt es ja in den Täterstaaten Deutschland und Österreich, und sie haben sich lang als philosemitische Agenturen verstanden. Bei der Verbreitung positiver Bilder sei „die Milch oft übergekocht“, meint Chefkurator Hannes Sulzenbacher.

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