Expertenrunde

Frauen in der Wirtschaft: „Wir müssen uns mehr zutrauen“

Mut ist das Wichtigste für die Karriere
Mut ist das Wichtigste für die KarriereDie Presse
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Vom 22. bis 23. November luden die SHEtech-Online Days 50 Expertinnen aus der MINT-Branche dazu ein, um Missstände am Arbeitsmarkt und Aufholpotenzial von weiblichen Unternehmensgründungen zu besprechen.

In Österreich sind aktuell nur etwa acht Prozent der Patente von Frauen angemeldet und nur 17 Prozent aller Start-up-Gründungen erfolgen von Frauen - mit diesen Worten greift SHEconomy-Chefredakteurin Michaela Ernst zur Begrüßung in offenen Wunden. Die Gründe dafür seien ebenso simpel wie erschreckend: „Wenn Frauen etwas gut können, wird das als selbstverständlich angenommen. Daher haben sie oft keinen Bezug zu ihren Skills, es fehlt ihnen an wertschätzender Selbstwahrnehmung“, sagt sie. Aber auch: „Frauen kommen heute immer noch schwerer zu Finanzierungen als Männer, obwohl sie im Umgang mit Geld deutlich weniger risikoaffin sind und im Schnitt auch nur halb so viel Geld benötigen, um ihre Ziele umzusetzen“.

In insgesamt 14 Keynotes und Gesprächsrunden gehen die Speakerinnen auf die wesentlichen Beiträge ein, die Frauen bei Innovation leisten, und darauf, wie auch Quereinsteigerinnen eine Karriere im MINT-Bereich starten können.

Testentwicklung von Männer für Männer

Gerade in Innovationsprojekten und bei Prototypen entwickeln und testen vorwiegend Männer, das wirkt sich auf die Ergebnisse aus, sagt Christina Hubin, Head of Strategy & Communication bei Upstream Mobility. Es brauche mehr Frauen in der Mobilität und Technik, damit gleichberechtigte Services und Technologien entwickelt werden können. Eines der Probleme sei aber, dass viele Frauen nicht wissen, dass technische Berufe sinnstiftende Arbeit leisten. „Während Männer Technik einfach nur ‚lebendig‘ machen wollen, sind Frauen auf der Suche nach Sinn – sie wollen damit das Leben der Menschen verbessern“, erklärte Sigrid Hantusch-Taferner, County Managerin von Codecool. Man müsse daher den Mehrwert, der geleistet wird, stärker hervorheben.

Wie dem Fachkräftemangel und niedrigen Frauenanteil in der Technik entgegengewirkt werden kann, stand in den verschiedenen Diskussionsrunden im Mittelpunkt. Der gemeinsame Ansatz lag in der frühen Heranführung von Mädchen an technische Berufe. Trotz der verschiedenen Branchen und Positionen waren sich fast alle Speakerinnen einig: Mut ist das Wichtigste für die Karriere.

Was ist braucht, ist Mut

Frauen seien oft zu scheu und trauen sich weniger zu, wie ihre männlichen Kollegen. So gehen sie auf dem Weg nach oben oft verloren. Wichtig sei zu bedenken: „Man muss nicht alles von Anfang an können, vieles kann man lernen. Mindset ist wichtiger als Kompetenz. Wir müssen uns mehr zutrauen“, riet Postbus-Vorständin Silvia Kaupa-Götzl. Sie fuhr fort, dass besonders Frauen viele Leadership-Qualitäten wie Social Skills, Organisation und Entscheidungsfreude mitbringen.

Die Expertinnen rieten zudem, ein Beziehungsnetzwerk – auch außerhalb ihrer Branche – aufzubauen, zu pflegen und dieses bei Bedarf auch zu nutzen. Hier hätten Frauen noch Nachholbedarf. Ina Herzer, MSD Austria, wies dennoch darauf hin, dass nicht immer alles an den Frauen selbst läge: Es sei wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem Frauen erfolgreich sein können.

(red/est)

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