Netzwerk 22

Bundesheer und Wiener Polizei proben für Angriff auf kritische Infrastruktur

APA/EVA MANHART
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Die Übung dauert noch bis Donnerstag. Das Ausgangsszenario: Eine anarchistische Gruppe, die mit Angriffen auf die kritische Infrastruktur das politische System zu destabilisieren will.

Unter dem Titel "Netzwerk 22" findet noch bis zum 1. Dezember 2022 eine mehrtägige Übung von Wiener Polizei und österreichischem Bundesheer mit der zuständigen Fachabteilung des Innenministeriums statt. Leitthema ist die "Energiekrise", und zwar mit einem verschärften, aus dem gegenwärtigen Weltgeschehen abgeleiteten Szenario. Am Mittwoch gab es auf dem Gelände der Austrian Power Grid in Wien-Favoriten bei einem Medientermin Einblick in eines der Übungsszenarios.

Der Schutz kritischer Infrastruktur stand am heutigen Tag im Mittelpunkt. Der Übungsort befand sich an einem der Knotenpunkte der österreichweiten Energieversorgung, denn am Johannesberg befindet sich Wiens größtes Umspannwerk. Geprobt wurde der Ernstfall: Gegen 10.00 Uhr fährt ein dunkelblauer Citroën in das Gelände des Stromnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG) am Rande von Favoriten. Ihr Ziel: Ein Anschlag Umspannwerk Wien Südost. Was die Insassen in dem von einem AGP-Mitarbeiter gestohlenen Fahrzeug nicht wissen ist, dass sie bereits von einer Drohne registriert wurden.

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Als der Pkw in das Werksgelände fährt, kommt es zum Zusammentreffen mit den Einsatzkräften des Bundesheers. Diese erwarten das Fahrzeug bereits mit gezückten Waffen und stoppen es. Das mit Sturmhauben maskierte Trio schafft es zwar noch aus dem Pkw und zückt Automatikgewehre, doch als der Erste von einem der zahlenmäßig weitaus überlegenen Soldaten am Bein getroffen wird, erkennen seine zwei Kumpane die Aussichtslosigkeit ihrer Lage und ergeben sich. Fast zeitgleich treffen hinter ihnen zwei Polizeifahrzeuge ein, die Exekutivbeamten erledigen die Festnahmen der mutmaßlichen Terroristen.

Rotland gegen Gelbland

Generalmajor Karlheinz Dudek von der Landespolizeidirektion Wien schilderte zuvor das Ausgangsszenario für die Übungstage des "Netzwerk 22". Österreich steht dabei unter dem Eindruck eines Konflikts zwischen den beiden Akteuren "Rotland" gegen "Gelbland" samt einer Verknappung der Gasversorgung und Demonstrationen innerhalb der gesamten EU. In dieser heiklen Gemengelage taucht nun eine anarchistische Gruppierung auf. Diese möchte die Gunst der Stunde zu nutzen, um mit Angriffen auf die kritische Infrastruktur das politische System zu destabilisieren.

Aufgrund dieser Ausgangslage fordert die Exekutive Unterstützung durch das Bundesheer in Form eines sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatzes ein. Das geht nur, wenn die Polizei ohne das Heer ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen kann.

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„Ein weiterer wichtiger Baustein"

Derartige Übungen gibt es in Österreich schon länger. Dudek zufolge wurde eine solche erstmals 1999 in vergleichbarer Weise durchgeführt. Wesentlich seien dabei drei Faktoren, führte der Experte im Bereich Strategie und Organisation aus: das Denken in Szenarien und deren Auswirkungen, das Üben in der integrierten Stabsarbeit inklusive einer gemeinsamen Beurteilung und das Aufbauen gegenseitigen Vertrauens durch diese Übungen: "In der Krise Köpfe kennen" laute das Motto.

Die Netzwerkreihe der Bundespolizeidirektion Wien und des Bundesheeres läuft Dudek zufolge indes seit elf Jahren. Auch der Auftakt "Netzwerk 11" umfasste den heutigen Austragungsort. Damals lautete Planspiel: "Terroristen planen Anschläge auf die Kraftwerke Austria Power Grid und das Umspannwerk Südost in Favoriten und das Kraftwerk Simmering". "Die Übung ist ein weiterer wichtiger Baustein, um gemeinsam Abläufe, Maßnahmenkoordinierung bzw. Krisenbekämpfung für den Ernstfall zu üben", hielt APG-Unternehmenssprecher Christoph Schuh in einem Statement vor dem diesjährigen Durchgang fest.

(APA)

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