Gastbeitrag

Die Tricks der Finanzspekulanten

(c) Peter Kufner
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Parallelen zwischen dem Währungsexperiment von John Law 1720 und der Pleite der Kryptobörse FTX und Sam Bankman-Fried.

DER AUTOR

Harold James (* 1956 in Bedford) studierte in Cambridge Wirtschaftsgeschichte. Seit 1986 lehrt er als Professor in Princeton Geschichte und Internationale Politik und ist Senior Fellow am kanadischen Center for International Governance Innovation. Zuletzt erschien „Schockmomente – Eine Weltgeschichte von Inflation“ bei Herder (54 Seiten).

Die Pleite der Kryptobörse FTX und der faszinierende Aufstieg und Fall ihres Gründers, Sam Bankman-Fried, sind nur der jüngste Vorfall, der alles Wesentliche über die Gefahren von Finanzinnovation enthält. Unter diesen Umständen sollte es für Aufsichtsbehörden, Finanzinstitute und Anleger ein Leichtes sein, ein offensichtliches Schneeballsystem zu erkennen. Warum also müssen wir eine schwierige Lektion immer wieder neu lernen?

Viele Unternehmer wie Bankman-Fried verfolgen die „Fake it till you make it“-Philosophie, was sich mit „Tu so lang so, als ob, bis du es geschafft hast“ übersetzen lässt. Die Probleme fangen oft an, wenn diese Vorgehensweise in das tückischere „Fake it till you have it“ umschlägt – man also so lang so getan hat, als ob, bis man hat, was man will. Der älteste dokumentierte Urheber des Schneeballsystems gilt weithin als Pionier der Geldtheorie. Im frühen 18. Jahrhundert transformierte der schottische Abenteurer und Ökonom John Law das französische Finanzsystem mit einem einzigartigen und letztlich katastrophalen Währungsexperiment, das im Sommer 1720 in einer Inflationskrise zusammenbrach. Zu dieser Zeit war Frankreich hoch verschuldet, und Law versuchte, die Wirtschaft anzukurbeln, indem er alle Metallmünzen durch Papiergeld ersetzte. Er behauptete, die beschränkte Verfügbarkeit von Gold und Silber sei die Ursache für die wirtschaftliche Misere Frankreichs, und setzte sich bei der Regierung dafür ein, Gold- und Silbermünzen außer Kraft zu setzen.

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