Pizzicato

Festbraten im Christbaumwald

Die große Truthahn-Schlacht zu Thanksgiving ist gerade erst vorbei, und das Völlegefühl hat sich noch nicht ganz gelegt im Land der Burger und T-Bone-Steaks.

Da leuchtet und glitzert, da funkelt und strahlt es schon im Weißen Haus, als stünde Weihnachten vor der Tür. Die First Lady und rund 170 Freiwillige haben den Amtssitz für die Stippvisite von Santa Claus opulent herausgeputzt.

Es musste viel Holz aus den Wäldern rund um Washington dran glauben. 77 Christbäume haben sie aufgestellt, zum Glänzen gebracht und üppig dekoriert. Jill Biden platzierte handgeschriebene Familienrezepte auf dem Kaminsims. Nicht so weit entfernt von der Kitschorgie wie zu Zeiten der Eisprinzessin Melania Trump, die die Lobby in eine Allee von blutroten Bäumen verwandelt hatte.

Emmanuel und Brigitte Macron werden bei ihrem Besuch aus dem Staunen nicht herauskommen. Gegen das vorweihnachtliche Weiße Haus verblasst selbst der Élysée-Palast. Das zierliche Bäumchen, das sie zu Trumps Zeiten am South Lawn gesetzt hatten, ist längst eingegangen – verkümmert wie die Beziehung der ungleichen Präsidenten. Mit Überresten des Thanksgiving-Dinners und Keksen und Apfelkuchen aus Jill Bidens Küche können die Gastgeber die Macrons freilich nicht abspeisen. Dann wäre die amerikanisch-französische Freundschaft ganz vergiftet. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2022)

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