Morgenglosse

Vorbei ist diese Teuerungswelle noch lange nicht

Das Sinken der Inflationsrate stimmt hoffnungsfroh. Die Preise steigen jedoch immer noch stark. Und bald beginnen die sogenannten Zweitrunden-Effekte zu greifen. Kein Grund also für die EZB, ihre Politik stark zu ändern.

Eigentlich hätte die Inflationswelle erst im Hochwinter ihren Höhepunkt erreichen sollen. Nun war das anscheinend bereits im Oktober der Fall, nachdem im November die Teuerung leicht auf 10,6 Prozent zurückgegangen ist. Da im Dezember nun auch die Strompreisbremse zu einer Abschwächung der Inflation führt, stehen die Chancen gut, dass wir den Höchststand bereits hinter uns haben. Das ist eine gute Nachricht, aber noch lange kein Grund für allzu optimistische Freude.

Denn nach wie vor steigen die Preise stärker, als man das in den vergangenen Jahrzehnten gewohnt war. Und selbst wenn sich die Inflation im Laufe des nächsten und wahrscheinlich erst übernächsten Jahres langsam in Richtung des EZB-Ziels von zwei Prozent bewegt, bedeutet dies ja immer noch nicht, dass es zu einer Senkung gekommen ist: lediglich der Anstieg erfolgt dann nicht mehr so stark.

Nur die Treiber der Inflation verändern sich sukzessive. Waren es bisher Energieprodukte, werden es demnächst Dienstleistungen sein. Grund dafür sind die hohen Lohnabschlüsse, die derzeit überall erfolgen. Aus verständlichen Gründen, schließlich wollen die Arbeitnehmervertreter einen Ausgleich der bisherigen Inflation. Dass sie damit aber die künftige weiter anheizen, ist eine logische Folge. Wir sehen also gerade, wie sich die Preis-Lohn-Preis-Spirale zu drehen beginnt.

Damit diese nicht außer Kontrolle gerät, ist eine beherzte Geldpolitik der Zentralbank weiterhin notwendig. Auch wenn diese Schmerzen bei Konjunktur und Staatshaushalten verursacht. Mitte Dezember werden wir sehen, wie ernst es die EZB mit ihrem Mandat wirklich meint.

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