Leitartikel

Erstes Gebot: Du darfst dir kein Bild vom Brexit machen

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Die hartnäckige Weigerung der Briten, über die negativen Folgen ihres EU-Austritts zu sprechen, erinnert zusehends an ein religiöses Tabu.

Vom ehemaligen London-Korrespondenten der „Presse“ und begeisterten Bartträger Karl Marx stammt die Weisheit, wonach Geschichte auf der Weltbühne zuerst als Tragödie und anschließend als Farce aufgeführt werde. Über verblichene Berufsgenossen soll man selbstverständlich nur Gutes reden, doch was die Vorgänge in seiner journalistischen Wahlheimat Großbritannien anbelangt, lag Kollege Marx mit seinem Bonmot leider ziemlich daneben. Seit dem Votum für den EU-Austritt im Juni 2016 vollzieht sich die Geschichte des britischen Verhältnisses zu Europa grundsätzlich als Farce, während der tragische Teil auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.

Was in Westminster punkto Brexit produziert wird, erinnert frappierend an eine nicht enden wollende Telenovela, während sich die Drehbuchautoren in der Downing Street sukzessive jenem Typus des humorlosen Spaßvogels angleichen, der vermutlich jedem Leser dieser Zeilen aus leidvoller Erfahrung bekannt ist und dessen liebster Zeitvertreib es ist, seine Umgebung mit altbackenen Anekdoten zu traktieren: „Kennen Sie den? Ja? Dann hören Sie zu . . .“

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