Anschlag in Ägypten: Die Wut der Christen entlädt sich

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Nach dem Anschlag auf eine Kirche haben tausende Menschen an der Trauerfeier teilgenommen, zuvor lieferten sich junge Kopten eine gewaltsame Auseinandersetzung mit den Sicherheitskräften. Jetzt meldet sich auch US-Präsident Obama zu Wort.

Nach dem tödlichen Anschlag auf eine Kirche in Alexandria in Ägypten haben tausende Menschen an der Beisetzung der 21 Opfer teilgenommen. Mindestens 5000 Trauernde kamen am Samstag zu der Zeremonie im Kloster Marmina in King Mariut, einem Vorort von Alexandria. Wütend unterbrachen die Trauernden den Sekretär von Kopten-Papst Shenuda III., Bischof Juanes, als er das Beileid von Staatschef Hosni Mubarak übermitteln wollte. "Nein, nein, nein", skandierte die Menge aufgebracht.

Bereits am Samstagnachmittag hatten sich junge koptische Christen und Sicherheitskräfte gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert. Hunderte wütende Demonstranten formierten sich in mehreren kleinen Gruppen und schleuderten Steine sowie Flaschen gegen die um den Anschlagsort postierten Sicherheitskräfte, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Die Sicherheitskräfte schossen mit Tränengas und Gummigeschossen zurück.

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"Das Blut der Kopten ist nicht umsonst"

"Feige Terroristen - das Blut der Kopten ist nicht umsonst" riefen die Demonstranten. Bei dem mutmaßlichen Selbstmordanschlag vor einer Kirche im Osten der Küstenstadt wurden in der Silvesternacht 21 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt.

Staatschef Hosni Mubarak sprach von "einer abscheulichen Tat", die sich gegen das gesamte Land, Kopten und Muslime, richte. Dieser "blinde Terror" trage die Handschrift "ausländischer" Täter.

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Al-Qaida nahestehende Gruppe

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Bis zum Samstagnachmittag bekannte sich niemand zu dem Anschlag in Alexandria. Allerdings hatte eine dem radikalislamischen Terrornetzwerk al-Qaida nahestehende Gruppierung, die Ende Oktober in Bagdad zahlreiche Christen getötet hatte, mit weiteren Gewalttaten gegen koptische Christen insbesondere in Ägypten gedroht.

Obama verurteilt Anschlag

US-Präsident Barack Obama hat die Anschläge verurteilt. Diejenigen, die für das Attentat auf die Besucher einer christlichen Kirche in der ägyptischen Stadt Alexandria mit mindestens 22 Toten verantwortlich seien, müssten für "diese barbarische und abscheuliche Tat" zur Rechenschaft gezogen werden. Die Täter hätten keinen Respekt vor Menschenleben oder -würde, teilte Obama in einer Stellungnahme mit.

Die Kopten

Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten. Sie machen bis zu zehn Prozent der 80 Millionen Einwohner im überwiegend muslimischen Ägypten aus.

(Ag.)

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