Stadtplanung

Im Klimarat wird nur diskutiert

Grüne Infrastruktur in München: Wildobstbäume im heuer ausgezeichneten Prinz-Eugen-Park.
Grüne Infrastruktur in München: Wildobstbäume im heuer ausgezeichneten Prinz-Eugen-Park.(c) Katja Aufermann
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Die deutschen Landschaftsarchitekten fordern eine Klimapolitik, die Innovationen in der Stadtentwicklung und grüne Infrastruktur fördert. Hierorts werden Fachvertreter in klimarelevanten Gremien nicht einmal berücksichtigt.

Die deutsche Bundesregierung hat beachtliche Maßnahmen für Klimaanpassung und -schutz in Aussicht gestellt: So wurden ein neues Klimaanpassungsgesetz sowie eine nationale -strategie, das Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ und eine Reform des Baurechts angekündigt. Dies gab den Anlass für den Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen (BDLA), mit „Essentials zur Klimaanpassung“ den wichtigen Beitrag der Landschaftsarchitektur zur Klimalösung aufzuzeigen und 20 konkrete Empfehlungen an die Bundesregierung zu richten. Gefordert wird eine zukunftsfähige Klimapolitik, die Innovationen in der Stadt- und Landschaftsentwicklung und grüne Infrastruktur fördert. Schließlich geht es um wichtige Aufgaben wie den Bau kühler und wassersensibler Städte oder die Umsetzung von „Nature-based Solutions“ als natürlichem Klimaschutz.

Der Landschaftsarchitektur fehlt es oft an rechtsverbindlichen Reglements, Normen und Orientierungswerten, weshalb der BDLA klimawirksame Planungsinstrumente wie Klima- und Freiraumchecks, verpflichtende Freiraumentwicklungskonzepte und gesetzliche Rahmen fordert. In Deutschland findet das Strategiepapier Beachtung, schließlich ist die Disziplin mit ihren Klimalösungen längst anerkannt, ebenso wie die unabhängige und einflussreiche Fachvertretung BDLA. In Österreich tut sich die Landschaftsarchitektur schwerer. Das Fach hat in den letzten Jahren zwar an Wertschätzung gewonnen, doch die gesetzlichen Vertretungen der freiberuflichen Planungsbüros, also die Kammer der Ziviltechniker:innen und die Wirtschaftskammer, treten – wenn überhaupt – nur zurückhaltend für die Branche ein. Und dem heimischen Pendant zum deutschen BDLA, der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur (ÖGLA), fehlt es an Mitteln. Zwar wird die Organisation von einem Großteil der in Österreich tätigen Landschaftsarchitekt:innen ideologisch und finanziell unterstützt, doch schon aufgrund der überschaubaren Größe des heimischen Marktes ist diese Basisfinanzierung begrenzt. Die Aufgaben der ÖGLA als Berufsvertretung müssen somit überwiegend ehrenamtlich gestemmt werden.

Wien als klimaresiliente Stadt?

Die Folge dieser Situation ist, dass die Landschaftsarchitektur nicht nur viel zu leise im sonst recht lauten Getöse der Baukultur- und Klimadebatte bleibt: Expert:innen sind kaum in strategischen oder wissenschaftlichen Gremien und Fachbeiräten vertreten, was sich früher oder später negativ auf unsere krisengeplagten Lebenswelten auswirken wird, schließlich spielt es eine wesentliche Rolle, wer in Beiräten sitzt. Fehlt die landschaftsarchitektonische Kompetenz in den Gremien, fehlt sie früher oder später in der gebauten Realität. Österreich hat bereits 2012 ein strategisches Konzept zur Klimawandelanpassung mit einem umfassenden Aktionsplan zur Umsetzung konkreter Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Für 2023 sieht das zuständige Ministerium für Klimaschutz eine Überarbeitung vor. Für das Aktivitätsfeld „Stadt – Urbane Frei- und Grünräume“ wurde bereits eine große Gruppe von Expert:innen eingebunden – Berufsvertreter:innen der inhaltlich zuständigen Landschaftsarchitektur waren nicht dabei. Die grüne, klimaresiliente Stadt ist das erklärte Ziel – warum das umfassende Fachnetzwerk der ÖGLA bei der Überarbeitung nicht zurate gezogen wurde, ist nicht bekannt. Auf Intervention des Verbandes konnte zumindest nachträglich zur allgemeinen Thematik schriftlich Stellung genommen werden.

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