Giulia Caminito

Eine zornige Gaia geht durch die Stadt

Giulia Caminito wird mit Elena Ferrante verglichen, ist aber in Sprache und Inhalt radikaler.
Giulia Caminito wird mit Elena Ferrante verglichen, ist aber in Sprache und Inhalt radikaler.RINO BIANCHI
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Giulia Caminito erzählt in „Das Wasser des Sees ist niemals süß“ die Geschichte eines Mädchens in höchst prekären Verhältnissen im Italien nach der Jahrtausendwende.

Eine starke und strenge Mutterfigur, die man sich wie eine furiose Anna Magnani in ihren besten Rollen vorstellen darf, „die zetert und nicht aufgibt, die alle zum Schweigen bringt“, nur mit roten Haaren: Das ist Antonia. Für ihre vier Kinder und ihren Mann, der seit einem Unfall auf der Baustelle im Rollstuhl sitzt, gelingt es ihr nach Jahren, eine Sozialwohnung zu bekommen, die Familie zieht nach Anguillara am Lago di Bracciano, 33 Kilometer nordwestlich von Rom. Ein Ort, der im Sommer ein beliebtes Ziel für Touristen und Tagesausflügler aus dem städtischen Großraum ist. Dort hofft sie, ihren Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen, weit weg von der römischen Peripherie, „vom schimmelbefallenen Loch in einem schäbigen Viertel voller Heroinsüchtiger“.

Giulia Caminito, 1988 in Rom geboren, hat sich mit ihrem dritten Roman, „Das Wasser des Sees ist niemals süß“, in die erste Reihe der jüngeren zeitgenössischen Literatur Italiens geschrieben – Vergleiche mit Elena Ferrante werden bereits gezogen. Caminito ist aber in Inhalt und Sprache deutlich radikaler, das Ferrante'sche Pathos oder Elemente des Kitschs kommen bei ihr nicht vor. Vielmehr ist ihre Sprache von rauer Poesie und starken Bildern durchdrungen.

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