Der Mediator

SOS: Rettet doch den armen ORFSOMP!

Muss beim ORF ab 2024 drastisch gespart werden? Oder gibt es ganz einfach mehr Geld  von den Kunden?
Muss beim ORF ab 2024 drastisch gespart werden? Oder gibt es ganz einfach mehr Geld von den Kunden?Thomas Ramstorfer/picturedesk
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Der Generaldirektor des Österreichischen Rundfunks hat Alarm geschlagen. Laut Roland Weißmann drohen dem Betrieb ab 2024 hohe Millionenverluste. Wer soll das wie und warum bezahlen? Ein wenig Augenmaß wäre jetzt gefragt.

Ein Kollege war unlängst streng, als der Mediator über die Zukunft eines großen Medienhauses nachdachte: Er solle nicht „öffentlich-rechtlicher Rundfunk“ schreiben. Der ORF sei viel mehr als nur das gute alte Radio und das noch immer beliebte Fernsehen. Streamingdienste, Onlinezeitungen und Merchandising, ja sogar Printprodukte gehörten zu seinem Sendungsbewusstsein, alle möglichen staatlichen Aufträge zu erfüllen.

Ergo müsste der ORF derzeit ORFSOMP heißen. Sein Stiftungsrat, der darüber wacht, in welcher Form und mit welchen Mitteln diese Anstalt ganz Österreich beglückt, hieße „ORFSOMP Council“ – so viel Englisch muss in einem modernen Betrieb sein.

Dominant. Derartige Diversifizierung betrifft alle Kommunikationsunternehmen. Tageszeitungen sind längst nicht mehr exklusiv Printprodukte, sie streamen und bloggen und lassen posten, was das Zeug hält. Im Grunde kann jedes Regionalblatt via Internet auch Fernsehen und Radio produzieren. Aber der Aufwand kostet was! Der einzige Unterschied zum ORF besteht darin, dass dieser, unter Berufung auf den öffentlich-rechtlichen Auftrag, ein gesichertes Grundeinkommen hat – das Programm-Entgelt. Es wird von der GIS eingehoben und macht zwei Drittel der Umsatzerlöse von insgesamt einer Milliarde Euro aus – im Vergleich zu Werbe- und sonstigen Einnahmen eine sichere Bank.

Der ORF bleibt ein privilegierter Riese. So immerwährend ist das wie der Brauch, dass der Stiftungsrat durch „Freundeskreise“ recht straff am Gängelband der Parteien hängt, die „ihre“ Anstalt wie Pfründe nutzen.
Die Regierung, die Fraktionen im Nationalrat und ihre Lobbyisten müssen nun aber Heikles bewältigen. ORF-Chef Roland Weißmann hat Alarm geschlagen: Ab 2024 drohten dem Betrieb Millionenverluste. Bald sogar schon dreistellige. Was tun? All jene, die das Programm bisher kostenlos streamen, ebenfalls zur Kasse bitten? Eine Paywall für Content im Netz? Eine Abgabe für alle Haushalte? Direkte Finanzierung mittels Bundesbudget? Sparen?

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